USA: Geleakter Datenhändler meldet Konkurs an

Nach einem gewaltigen Datenleck sieht sich der Datenbroker National Public Data mit zahlreichen Sammelklagen konfrontiert und beantragt nun Insolvenzschutz.

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(Bild: Photon photo/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Der im US-Bundesstaat Florida ansässige Datenhändler National Public Data hat Insolvenzschutz nach Chapter 11 des Insolvenzrechtsgesetzes der Vereinigten Staaten beantragt. Das auf Hintergrundchecks spezialisierte Unternehmen ist mit einer Welle von Rechtsstreitigkeiten konfrontiert, nachdem bei einem Datenleak Hunderte Millionen von Sozialversicherungsnummern und andere personenbezogene Daten geklaut wurden.

National Public Data meldete Ende September vor dem Konkursgericht der Vereinigten Staaten für den südlichen Bezirk von Florida in Fort Lauderdale Konkurs an (Az. 24-20281), da die Muttergesellschaft Jerico Pictures mit gewaltigen Schadensersatzforderungen konfrontiert ist. Zuerst berichtete die Computerzeitschrift PC Magazine in der vergangenen Woche über den Fall. Jerico Pictures schätzt, dass es "Hunderte von Millionen potenziell betroffener Personen" benachrichtigen und für die Kreditüberwachung aufkommen muss.

Im Dezember vergangenen Jahres war Cyberkriminellen ein Einbruch in die Systeme von National Public Data gelungen. Die ersten Datenlecks wurden im April 2024 bekannt, als der Bedrohungsakteur "USDoD" die gestohlenen Daten für 3,5 Millionen US-Dollar zum Verkauf anbot. Diese Daten sollen unter anderem Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Sozialversicherungsnummern und Postadressen enthalten. Nach Schätzungen von Sicherheitsforschern wurden 272 Millionen Sozialversicherungsnummern von US-Bürgern sowie 600 Millionen Telefonnummern bei dem Datenklau entwendet.

Die US-Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission (FTC) beschäftigt sich mit dem Fall und mehr als 20 Bundesstaaten drohen National Public Data mit zivilrechtlichen Strafen für Datenschutzverletzungen. Darüber hinaus wurden bereits zahlreiche Sammelklagen gegen Jerico Pictures eingereicht. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, die personenbezogenen Daten von Millionen Menschen nicht ausreichend geschützt zu haben.

In der Regel melden Unternehmen Insolvenz nach Chapter 11 an, um eine vom Gericht überwachte Umstrukturierung der Firmenfinanzen zu erreichen. Die Gerichtsdokumente aber deuten darauf hin, dass Jerico Pictures nicht über die nötigen Mittel verfügt, um Anwaltskosten und mögliche Strafen zu bezahlen. Das Unternehmen könne "keine ausreichenden Einnahmen erzielen, um die umfangreichen potenziellen Verbindlichkeiten zu begleichen, ganz zu schweigen von der Verteidigung gegen die Klagen und der Unterstützung der Untersuchungen", heißt es dort. Die Versicherung des Schuldners hat demnach den Versicherungsschutz abgelehnt. Laut den vor Gericht eingereichten Dokumenten verfügt Jerico Pictures zwischen 25.000 und 75.000 US-Dollar an Gesamtvermögenswerten. In seiner Einkommenserklärung gibt das Unternehmen Nettogewinne von 475.526 US-Dollar im Jahr 2022 und 865.149 US-Dollar im Jahr 2023 an.

Es sehe so aus, als solle der Konkursantrag dem Unternehmen helfen, die Flut von Klagen zu bewältigen, schreibt PC Magazine. Die Zeitschrift berichtet, dass aufgrund des Insolvenzantrags die erste gegen Jerico Pictures eingereichte Sammelklage von einem Gericht in Florida vorübergehend ausgesetzt wurde.

(akn)