Uber-Chef stichelt gegen Regulierung des Fahrdienstgewerbes

Uber-Chef Travis Kalanick ist auf Besuch in Deutschland und macht Werbung für seine Idee künftiger Mobilität. Autos könnten stärker an die Bedürfnisse von Mitfahrenden angepasst werden. An der deutschen Taxi-Branche übt er Kritik.

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Travis Kalanick

(Bild: dpa, Tobias Hase/dpa)

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Uber-Chef Travis Kalanick hofft auf mehr Unterstützung aus der deutschen Politik bei seinen Forderungen nach einer Reform der Regulierung im Transport-Geschäft. "Neue Entwicklungen lassen sich dauerhaft nicht per Gesetz verbieten", sagte der Mitgründer des umstrittenen Fahrdienst-Vermittlers der Bild-Zeitung. Er lobte die EU-Kommission, die sich vergangene Woche gegen Verbote solcher Plattformen aussprach, wenn dadurch nur bestehende Geschäftsmodelle geschützt werden sollen.

Uber will in Deutschland unter anderem die Aufhebung von Einschränkungen für den Betrieb von Mietwagen mit Fahrern. Die Taxi-Branche in Deutschland wirft dem US-Start-up hingegen unfairen Wettbewerb vor. Kalanick konterte in dem Interview, dass er in Deutschland zwar jedes Mal Taxi fahre, aber lieber Uber nutzen würde – das wäre nämlich auch deutlich günstiger.

Uber will für Menschen in den USA, die pro Jahr weniger als 10.000 Kilometer mit dem eigenen Fahrzeug zurücklegen, eine kostengünstigere Alternative gegenüber der Anschaffung und Unterhaltung des Autos sein, so der Uber-Chef. Ziel des Unternehmens ist es, dass zukünftig auch Personen mit 15.000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr auf Uber umschwenken.

Kalanick prognostizierte in diesem Zusammenhang, dass in den nächsten Jahren immer mehr Menschen aus Kostengründen auf ein Auto verzichten würden und eher auf Carsharing und Fahrdienstvermittler setzen. Deshalb müssten auch die Autobauer wie BMW oder Daimler umdenken und etwa den Innenraum von Fahrzeugen anders gestalten.

Autos könnten an die Bedürfnisse von Arbeitnehmern angepasst werden und beispielsweise für den Weg zur Arbeit eher einem Büro oder einem gemütlichen Wohnzimmer für den Weg in den Feierabend gleichen. Dem Uber-Chef schwebt dabei vor, dass Uber-Fahrer Arbeitnehmer in den speziell angefertigten Fahrzeugen zur Arbeit fahren oder diese abholen.

Die Firma komme inzwischen auf 5,5 Millionen Fahrten pro Tag, sagte Kalanick der Zeitung. Zuletzt war vor einigen Monaten noch die Zahl von drei Millionen Fahrten täglich genannt worden. Außerdem gewinne das Unternehmen pro Woche mehr als eine Million Nutzer hinzu.

Angesprochen auf die Nutzerdaten bei Uber, erklärte Kalanick, dass diese absolut sicher bei dem Unternehmen lägen. Andere Daten, wie etwa zu Unfällen und CO2-Ausstößen, würde Uber allerdings auch mit Behörden teilen.

Das Unternehmen hatte im April in seinem Transparenzbericht für den Zeitraum von Juli bis Dezember 2015 offengelegt, dass es Daten zu rund 12 Millionen Nutzern an US-Regulierungsbehörden weitergegeben hatte. Auf Anfrage seien aber auch die Daten zu etwa 500 Kunden an US-Verfolgungsbehörden weitergereicht worden. Einen Skandal um unzureichend gesicherte Nutzerdaten hatte es bei dem Fahrdienst-Vermittler im Jahr 2015 gegeben.

Lautere Proteste gegen Uber gab es zuletzt in Saudi-Arabien. In seiner letzten Finanzierungsrunde hatte Uber dort 3,5 Milliarden US-Dollar aus dem staatlichen Investmentfonds PIF eingesammelt. Uber soll in Saudi-Arabien zum Entwicklungsplan "Vision 2030" beitragen. Frauen und Frauenrechtler aus Saudi-Arabien kritisieren dieses Geschäft. Sowohl Uber als auch Saudi-Arabien würden von dem Fahrverbot für saudi-arabische Frauen profitieren. (mit Material der dpa) / (kbe)