Ukraine: AKW Saporischschja von Drohnen angegriffen

Das von Russland besetzte AKW Saporischschja wurde laut Internationaler Atomenergie-Behörde von mehreren Drohnen angegriffen.

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Atomkraftwerk Saporischschja

Die sechs Reaktorblöcke des AKW Saporischschja in einem Archivbild von der Website der nun russischen Betreiber.

(Bild: znpp.ru)

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Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) Ende vergangener Woche von Drohnen angegriffen worden. Die Drohnen sollen Schäden in drei Bereichen des AKW-Geländes verursacht haben, darunter auch in der Nähe von Block 6, berichteten IAEA-Experten, die an dem Standort stationiert sind.

Vom Dach des Reaktor 6 aus sollen russische Soldaten eine sich nähernde Drohne abgewehrt haben, in der Nähe habe sich eine Explosion ereignet, berichtet die IAEA. Vermutlich habe sich der Drohnenangriff offenbar auf die Überwachungs- und Kommunikationstechnik des Reaktors gerichtet. Für die Sicherheit der Reaktoren wichtige Systeme, Komponenten und Strukturen seien nicht beschädigt worden, allerdings seien geringfügige Schäden an Block 6 entdeckt worden.

An diesem Ort sowie an zwei weiteren Orten sollen die IAEA-Abgeordneten Drohnen-Trümmer gefunden haben. Vermutlich sei dabei auch ein Mensch zu Schaden gekommen, darauf wiesen Blutflecken hin. Weiter sollen die örtlichen IAEA-Experten von Explosionen und Gewehrschüssen über einen ganzen Tag hinweg berichtet haben. Mehrfach sei auch Artilleriefeuer zu hören gewesen.

Der Angriff habe zwar nicht die Sicherheit des AKW beeinträchtigt, die IAEA wertet ihn aber als schweren Vorfall ein. Er habe das Potenzial gehabt, die Integrität des Containments zu beeinträchtigen. Es habe sich um den ersten direkten Angriff auf das AKW seit November 2022 gehandelt. Nach dem Beschuss war das AKW zeitweise von der Stromversorgung von außen abgeschnitten.

Vorige Woche war erneut eine 330-kV-Stromleitung zum AKW wiederhergestellt worden, berichtet der ursprüngliche Kraftwerksbetreiber Energoatom am Samstag. Die Unterbrechung habe zum achten vollständigen Stromausfall seit der russischen Besetzung des Atomkraftwerks im März 2022 bedeutet.

Wie jedes Mal, wenn es zu Vorfällen am AKW Saporischschja kommt, beschuldigen sich die Kriegsparteien gegenseitig. Laut der russischen Tageszeitung Iswestja sollen die "bewaffneten Provokationen" von der ukrainischen Seite ausgegangen sein. Von dem Drohnenangriff sei auch eine Kantine auf dem Kraftwerksgelände getroffen worden. Ein ukrainischer Regierungssprecher betonte hingegen, die Ukraine sei an keinem der Angriffe beteiligt gewesen.

(anw)