Umstrittenes "Feingewebe": Ende fĂĽr Apples veganes Leder?
Teuer, wenig haltbar, bald verkratzt: Apples Lederersatz bekommt viel Kritik. Vor der iPhone-Keynote fragen sich viele, ob das Material vom Markt genommen wird.
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Alles andere als fein: FineWoven alias Feingewebe nach etwas Benutzungszeit
Teuer – und dabei leider auch noch schlecht: Nicht nur Zyniker fassen so die Eigenschaften von Apples neuem "Wundermaterial" FineWoven alias "Feingewebe" zusammen, das eine Art qualitativ hochwertiger Lederersatz sein sollte. Die Idee dabei: Apple ersetzt das klimaschädliche Leder durch ein recycelbares, gewobenes Kunststoffgemisch. Das Problem: Wer sich eine der ab 69 Euro beim Hersteller verfügbaren iPhone-Hüllen kauft, hat nur kurz etwas davon. Zunächst nimmt man Kratzer auf der Rückseite wahr, die sich nicht mehr entfernen lassen, später zerlegt sich das ganze Material vom Rand her (siehe Bild).
Geräuschloser Rückzug?
Apple hat bis zum heutigen Tag weder Angaben dazu gemacht, warum das passiert, noch wie die Qualitätskontrolle derart versagen konnte oder was das Unternehmen sonst mit dem Kundenfrust anfangen möchte. Wie zu vernehmen ist, nimmt der iPhone-Konzern FineWoven-Produkte bei Klagen immerhin geräuschlos zurück oder tauscht sie zumindest um. Das löst aber das grundlegende Qualitätsproblem nicht.
Entsprechend gibt es immer wieder Spekulationen darüber, dass Apple dem Elend einfach ein Ende machen könnte – und das "Feingewebe" vom Markt nimmt. Zuletzt meldete sich der bekannte Bloomberg-Journalist Mark Gurman zu Wort, der gute Kontakte ins Apple-Hauptquartier hat. Seiner Kenntnis nach sind die Bestände der FineWoven-Produkte "auf einem Allzeittief" bei Apple.
Verfaulte Banane
Kaufen lässt sich FineWoven-Zubehör allerdings noch immer, was aber auch daran liegen dürfte, dass die Produkte eher unbeliebt sind. Der niedrige Bestand bedeutet, dass der Hersteller entweder den Entschluss gefasst hat, das ganze Experiment "veganes Leder" zu beerdigen oder alternativ die ganze Produktlinie zu überholen. Wie letzteres geschehen könnte, bleibt unklar – Apple müsste vermutlich materialwissenschaftlich ganz neu ran an den Ersatzstoff und vor allem eine vernünftige Qualitätskontrolle für die Produktlinie aufbauen, die aktuell noch völlig versagt.
Denn selten hat ein Apple-Produkt derart geharnischte Kritiken erhalten. So fasste das Wall Street Journal seine Erlebnisse mit dem "Feingewebe" im Newsletter der Gadget-Journalistin Joanna Stern im vergangenen Frühjahr in einem denkwürdigen Satz zusammen: "Die Ränder blättern ab, der Stoff ist zerkratzt wie eine alte CD, und er wird braun wie eine verfaulte Banane."
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(bsc)