Umweltfreundliche Schifffahrt: Mit dem Kite fährt man sparsamer

Mit Wind lässt es sich über die Meere segeln. Ein Kite-System dafür erprobt derzeit unter anderem das französische Start-up Beyond the Sea.

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Der SeaKite-Katamaran wird von einem Kite gezogen.

(Bild: Beyond the Sea (Screenshot))

Lesezeit: 3 Min.

Das französische Start-up Beyond the Sea beabsichtigt, mit Kites Schiffe anzutreiben, um Treibstoff zu sparen und den CO₂-Fußabdruck zu minimieren. Die intelligenten Segel sollen später Boote von Yachten bis hin zu Frachtschiffen antreiben können.

Noch befindet sich das aufblasbare, automatisch gesteuerte Kite in der Erprobungsphase. Beyond the Sea testet es in der Bucht von Arcachon im Südwesten von Frankreich. Zum Einsatz kommt es auf einem speziell dafür entworfenen Katamaran.

Der SeaKite-Katamaran ist dafür mit einer speziellen Vorrichtung ausgerüstet. Sie besteht aus einem automatischen Zugsystem, das die Flugmatte ähnlich wie beim Kitesurfen über zwei Leinen steuert. Nur erfolgt dies beim SeaKite-Katamaran über Winden, die von einer Künstlichen Intelligenz (KI) angesteuert werden. Die Position des Kites wird dabei automatisch an Windverhältnisse wie Stärke und Richtung angepasst.

"Es ist ein phänomenales Zugsystem, mit dem man den Treibstoffverbrauch um durchschnittlich 20 Prozent senken kann", sagt Yves Parlier, Gründer von Beyond the Sea und ehemaliger Gewinner von Transatlantik-Segelwettbewerben. Er sieht ein hohes Potenzial für das Kite: Fast 100.000 Handelsschiffe und 4,6 Millionen Fischtrawler seien auf den Weltmeeren unterwegs. Sie könnten mit dem System ausgestattet werden, so die Vision von Beyond the Sea.

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Zunächst müssen die Ziele aber wohl kleiner ausfallen. Die Vereinigung Wind Ship, die 2019 in Frankreich gegründet wurde, um die Schifffahrt umweltfreundlicher zu gestalten, sieht bis 2030 einen Markt mit einem Wert von 4 Milliarden Euro. Rund 1.400 Schiffe müssten dann mit einem solchen Kite-System zum Ziehen ausgestattet werden.

Bis dahin steht Beyond the Sea noch einiges an Arbeit bevor. Ab März 2024 sollen weitere Tests mit neu entwickelten Kites erfolgen. Sie sollen in Gewässern vor Norwegen und Japan sowie im Mittelmeerraum erfolgen. Die Größe der Kites soll gesteigert werden, um die Zugleistung zu erhöhen. Momentan geht Beyond the Sea davon aus, die Fläche jedes Jahr in etwa verdoppeln zu können. In vier Jahren soll die Fläche rund 800 m² groß sein, sagt der Geschäftsführer von Beyond the Sea, Marc Thienpont.

Etwas weiter ist bereits ein anderes französisches Unternehmen: Airseas. An ihm ist das Luftfahrtunternehmen Airbus mit 11 Prozent beteiligt. Das Unternehmen testet bereits ein Kite mit rund 500 m² Fläche. Airseas hofft, die Größe noch verdoppeln zu können, um das Kite an größeren Schiffen einzusetzen. Kunden hat Airseas bereits: Ende 2022 rüstete das Unternehmen einen Massengutfrachter des japanischen Unternehmens K Line aus, das fünf Schiffe mit dem System ausstatten will.

Der Anreiz, auf Wind als zusätzlichen Schiffsantrieb zu setzen, ist allerdings momentan gering. Die Preise für Schweröl sind auf einem Tiefststand und es liegen derzeit keine Umweltvorschriften vor, die einen Umstieg forcieren könnten. Erst "nahe 2050" müssen die Emissionen in der Schifffahrt bei Netto Null liegen, hat die International Maritime Organization (IMO) festgelegt. Bis 2040 soll die Reduktion bei 70 Prozent liegen, gemessen an dem Stand von 2008. Auch für den Einsatz kohlenstofffreien Treibstoffs seien die Anreize noch gering. Der Preis dafür liege rund fünf- bis siebenmal höher. Die Nutzung eines Kites an mit konventionellem Heizöl betriebenen Frachtschiffen könnte die Schifffahrt also etwas umweltfreundlicher gestalten.

(olb)