'Unerklärlich hoch': Apples Provision auf In-App-Käufe eckt bei Regulierern an

Apple will an praktisch allen In-App-Käufen mitverdienen – so oder so. Eine erste Wettbewerbsbehörde stuft die hohe Provision als regelwidrig ein.

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Der App Store auf dem iPhone

(Bild: tre / Mac & i)

Lesezeit: 2 Min.

In Europa droht Apple neuer App-Store-Ärger: Niederländische Regulierer stufen Apples hohe Provision auf In-App-Käufe offenbar als wettbewerbswidrig ein. In einer bislang unter Verschluss gehaltenen Entscheidung kam die niederländische Wettbewerbsaufsicht Authority for Consumers and Markets (ACM) schon im Juli zu dem Schluss, dass Apple durch die hohen Provisionen auf In-App-Käufe seine Marktmacht missbraucht.

Im konkreten Fall geht es um Dating-Apps in den Niederlanden: Die Regulierer haben Apple bereits untersagt, den App-Anbietern für den Verkauf digitaler Inhalte die Verwendung von Apples Bezahlschnittstelle vorzuschreiben. Auch Apples Verbot, in Apps auf externe Kaufmöglichkeiten zu verweisen, monierte die Behörde. Beides sind seit Langem umstrittene Vorgaben, die für praktisch alle Apps im App Store gelten. Apple verdient dadurch an jedem In-App-Kauf mit – bis zu 30 Prozent des Verkaufspreises. Auf Druck der Wettbewerbsaufsicht und nach der Verhängung einer Strafzahlung in Höhe von 50 Millionen Euro hob Apple die Vorgaben für Dating-Apps in den Niederlanden auf, diese dürfen also erstmals eigene Zahlungsdienste in ihre Apps integrieren.

Die ACM bemängelte zuletzt, dass der Konzern eine weitere unfaire App-Store-Vorgabe bislang nicht korrigiert habe – wollte aber vorerst nicht offenlegen, worum es sich dabei handelt. Nun wurde bekannt, dass es um Apples Provision auf In-App-Käufe geht: Auch wenn Dating-Apps in den Niederlanden nämlich statt der In-App-Kaufschnittstelle des iPhone-Herstellers lieber einen eigenen Zahlungsdienst anbieten, müssen sie Provision an Apple zahlen – in Höhe von 27 statt 30 Prozent. Diese "reduzierte Rate" klammere die Kosten für die Durchführung der Zahlung aus, so Apple. Das Unternehmen pocht darauf, einen Provisionsanspruch auf praktisch alle digitalen In-App-Käufe zu haben.

Apple schade solchen App-Anbietern, indem das Unternehmen eine "zusätzliche und unerklärlich hohe Gebühr berechnet", zitiert die Finanznachrichtenagentur Bloomberg aus dem vertraulichen Schreiben der Regulierungsbehörde. Die ACM hatte Apple zuletzt im Oktober dazu aufgefordert, seine App-Store-Regeln zu ändern. Der Fall wird auch von anderen europäischen Regulierungsbehörden aufmerksam verfolgt und könnte eine Signalwirkung haben. Der Digital Markets Act soll Apple ab Frühjahr 2024 zu einer weitreichenden Öffnung seiner Plattform zwingen – das beginnt bei alternativen App-Läden und reicht bis zum Verbot, eine In-App-Kaufschnittstelle vorzuschreiben.

(lbe)