United Internet stockt Beteiligung an Versatel auf [Update]

Die Muttegesellschaft des Providers 1&1 erwirbt weitere 5 Prozent der Versatel-Anteile und hält nun über ein Viertel des Netzbetreibers. Eine Komplettübernahme ist nicht ausgeschlossen.

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Die United Internet AG hat weitere Aktienpakete des Netzbetreibers Versatel AG erworben. Wie das Unternehmen am heutigen Montag in einer Pflichtmeldung mitteilte, erwarb der Internetanbieter weitere 5 Prozent der Versatel-Anteile und hält nun 25,05 Prozent des Netzbetreibers. Ende November vergangenen Jahres hatte United Internet zunächst 20,05 Prozent an Versatel übernommen. Der Netzbetreiber mit rund 600.000 Kunden gehört mehrheitlich noch dem Investor Apax.

United Internet verfolgt nach eigenen Angaben "eine strategische Positionierung im Rahmen der erwarteten weiteren Konsolidierung des deutschen DSL-Marktes". Der Ausbau der Beteiligung war branchenintern erwartet worden. Auch eine Komplettübernahme von Versatel ist nicht ausgeschlossen. Das Unternehmen hält sich explizit "alle Optionen offen, unter anderem auch die Beteiligung an der Versatel AG weiter zu erhöhen."

Bei einer Komplettübernahme von Versatel bekäme United Internet Zugriff auf eines der größten Breitbandnetze Deutschlands. Rund ein Viertel aller Haushalte deckt die Versatel-Infrastruktur bisher ab. Das Unternehmen ist besonders in Metropolen wie Berlin gut aufgestellt. United Internet könnte nach Analystenschätzungen im Falle einer Übernahme mindestens ein Viertel seiner DSL-Kunden auf das Netz von Versatel umschalten und damit Kosten senken. Die United-Tochtergesellschaft 1&1, groß geworden als Reseller von Telekom-Anschlüssen, ist der zweitgrößte DSL-Anbieter Deutschlands.

United Internet hatte sich zuletzt am Konkurrenten Freenet beteiligt und gemeinsam mit dem Mobilfunkprovider Drillisch eine Übernahme des Hamburger Internetanbieters angestrebt, davon dann aber wieder Abstand genommen. Freenet hatte im Dezember auch die Pläne für eine mögliche Aufspaltung und den Verkauf des Mobilfunkproviders Mobilcom an Drillisch aufgegeben.

Update:

Versatel drängte nach der Übernahme der Sperrminorität durch United Internet auf Informationen über die künftige Strategie des Großaktionärs. "Bislang hat das Management von United Internet nicht konkret zu seinen Plänen und Zielen für die Beteiligung an der Versatel Stellung bezogen. Um der Verantwortung gegenüber dem Unternehmen, seinen Kunden, Mitarbeitern und Anteilseignern gerecht zu werden, sollte diese Unsicherheit von United Internet schnell beseitigt werden", erklärte Peer Knauer, Vorstandsvorsitzender der Versatel AG. Versatel selbst konzentriere sich auf das Ende vergangenen Jahres gestartete Effizienzprogramm, das voll im Plan liege und erste Früchte trage, erklärte Knauer in Düsseldorf. Zu den Motiven machte ein United-Internet-Sprecher auf Nachfrage der dpa keine Angaben.

Die Anteilsaufstockung sorgt unterdessen für Verwunderung in der Branche. United-Internet-Chef Ralph Dommmermuth hatte nach dem Einstieg Mitte Dezember beteuert, dass in den Aktienkurs von Versatel zu viel Übernahmefantasie eingepreist sei. Seitdem haben sich die Versatel-Titel weiter verteuert. Der Kurs der Versatel-Aktie gab zum Montagnachmittag um 6,4 Prozent auf 24,87 Euro nach. (vbr)