Unity entlässt Mitarbeiter und will sich neu erfinden

Unity streicht über 250 Jobs. Nach dem Scheitern seines umstrittenen Geschäftsmodells will sich der Engine-Entwickler neu erfinden.

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(Bild: Unity)

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Unity entlässt offenbar 265 Mitarbeiter. Das entspreche 3,8 Prozent der 7000 Personen starken Belegschaft, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Betroffen sind demnach Mitarbeiter, die im Rahmen der Partnerschaft mit Weta FX gearbeitet haben.

Laut Reuters wird diese Partnerschaft nun eingestellt. Der Engine-Hersteller hatte Weta Digital Ende 2021 für 1,6 Milliarden US-Dollar gekauft. Im Rahmen der Übernahme hat Unity Zugang zu Technik, Assets und Tools des VFX-Studios bekommen. Außerdem wechselten die nun entlassenen Ingenieure von Weta zu Unity. Die übrigen Teile von Weta Digital werden als WetaFX separat weitergeführt. Zwischen WetaFX und Unity wurde zudem eine engere Zusammenarbeit angekündigt, die jetzt beendet wird.

Dem Reuters-Bericht zufolge will sich Unity nun neu erfinden. Büros in 14 Städten, darunter auch Berlin, sollen geschlossen werden. Weitere Änderungen seien nötig, um das Geschäft neu auszurichten, sagte CEO Jim Whitehurst Reuters. "Es ist klar, dass wir die Zahl der Dinge, die wir tun, insgesamt reduzieren müssen."

Unity hatte im Verlauf des Jahres bereits mehrere Hundert Mitarbeiter entlassen. Im Oktober legte CEO und Präsident John Riccitiello schließlich sein Amt nieder. Riccitiello war seit 2014 als CEO von Unity tätig. Der Rücktritt folgte kurz auf die weitgehend gescheiterte Einführung eines neuen Finanzierungsmodells: Unity hatte Mitte September seine neue sogenannte "Runtime Fee" vorgestellt. Sie sah vor, dass alle Entwickler in der Unity-Engine ab einem bestimmten Erfolgsmeilenstein 20 Cent pro Installation ihres Spiels zahlen sollten. Entwicklerstudios liefen gegen dieses geplante Bezahlmodell Sturm. Sie wiesen etwa darauf hin, dass die Gebühr negative Auswirkungen auf Abo-Titel und die langfristige Erhaltung von Videospielen haben könnte.

Nach massivem Druck aus der Entwickler-Community sah sich Unity gezwungen, sich teilweise von diesem Geschäftsmodell zu verabschieden. Ende September stellte Unity einen Kompromissvorschlag vor, der viele der Kritikpunkte der ersten Fassung ausräumen soll. Bereits veröffentlichte Spiele und Titel, die sich aktuell in Entwicklung befinden, sollen von der strittigen Installationsgebühr befreit werden. Spiele, die mit Unitys Gratis-Stufe Unity Personal entwickelt wurden, sollen zudem grundsätzlich von der Runtime Fee ausgenommen werden.

Viele Spiele-Fans kennen den US-Amerikaner zudem aus seiner Zeit als Chef von Electronic Arts, wo er von 1997 bis 2004 und von 2007 bis 2013 tätig war. "Es war ein Privileg, Unity fast ein Jahrzehnt lang zu leiten und unseren Mitarbeitern, Kunden, Entwicklern und Partnern zu dienen, die alle maßgeblich zum Wachstum des Unternehmens beigetragen haben", lässt sich Riccitiello in der Unity-Mitteilung zitieren. "Ich freue mich darauf, Unity bei diesem Übergang zu unterstützen und den zukünftigen Erfolg des Unternehmens zu verfolgen."

(dahe)