Untergrund-Marktplatz: BKA legt Crimenetwork still und verhaftet Techniker
Ermittler werfen dem Verdächtigen vor, eine illegale Handelsplattform im Darknet betrieben und sich an Drogenhandel beteiligt zu haben. Er sitzt in U-Haft.
Das Bundeskriminalamt (BKA) meldet einen erfolgreichen Schlag gegen kriminelle Marktplätze im Internet. Gemeinsam mit der niederländischen Polizei aus Zeeland-West-Brabant und unter Federführung der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) haben Ermittler das "Crimenetwork" ausgehoben und einen Administrator festgenommen.
Die Plattform galt laut BKA als größter deutschsprachiger Online-Marktplatz für die "Underground Economy" mit mehr als 100.000 Nutzern und über hundert Verkäufern. Sie handelten mit illegalen Waren und Dienstleistungen, also etwa mit Drogen oder "Hacking for hire".
BKA-Schätzungen zufolge wurden auf Crimenetwork in den vergangenen sechs Jahren mindestens 1000 BTC (etwa 90 Millionen Euro) und 20000 XMR (Monero, Gegenwert derzeit etwa 3 Millionen Euro) umgesetzt. Ein bis fünf Prozent des Umsatzes gingen als Provision an den Betreiber der Plattform, der außerdem monatliche Werbe- und Lizenzgebühren von den Verkäufern kassierte.
Nutzerdaten beschlagnahmt, Admin in Haft
Während der Razzia nahm das BKA die Server der Plattform vom Netz und verhaftete einen 29-Jährigen. Dem Beschuldigten werfen die Ermittler hauptsächlich den Betrieb der Plattform als technischer Administrator vor, aber auch den Handel mit Betäubungsmitteln. Der Mann sitzt seit Montag in Untersuchungshaft. Eine Million Euro in Kryptowerten sowie mehrere hochwertige Fahrzeuge landeten ebenfalls im Säckel der Strafverfolger.
Das BKA nimmt an, dass die Crimenetwork-Nutzer sich überwiegend im deutschsprachigen Raum aufhalten. Sie könnten, sofern sie die im Darknet üblichen Sicherheitsvorkehrungen missachtet haben, bald Post von der Staatsanwaltschaft bekommen: Sowohl Nutzerdaten als auch Informationen zu kriminellen Transaktionen hat das BKA bei der Razzia beschlagnahmt.
Medial flankierte das BKA die Aktion mit einer Website, die mehr Informationen zum Fall versprach. Stattdessen erwartet dort den Betrachter ein offenbar KI-generiertes Filmchen in Retro-Pixeloptik, das zu fröhlichen Synthesizer-Klängen die Verhaftung des Admins nacherzählt.
Das Berufsbild des Darknet-Marktplatzbetreibers ist nichts fĂĽr Zartbesaitete. Im vergangenen Jahr hatte das Bundeskriminalamt die Serverinfrastruktur des "Kingdom Market" ausgehoben. In Russland wurden Betreiber eines Untergrundmarktplatzes namens Hydra kĂĽrzlich zu drakonischen Strafen zwischen fĂĽnf Jahren und lebenslanger Lagerhaft verurteilt.
(cku)