V2X-Technologie: US-Regierung macht Dampf bei vernetzten Autos

Bis 2036 sollen in den USA alle nationalen Highways so ausgerüstet sein, dass Autos dort untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur kommunizieren können.

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Autos sollen bald nicht nur autonom fahren, sondern auch miteinander kooperieren können.

(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

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Die viel beschworenen "kooperativen intelligenten Verkehrssysteme", in denen Autos per Funk untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur etwa an der Straße kommunizieren, sollen in den USA verstärkt implementiert werden. Befürworter von mehr Verkehrssicherheit preisen schon seit Jahren das Potenzial entsprechender Systemen für "Vehicle-to-Everything"-Kommunikation (V2X) beziehungsweise "Car-to-Car Communication" (C2X) an. Bislang tat sich in der Praxis auf diesem Feld aber wenig. Am Freitag hat das US-Verkehrsministerium nun aber einen nationalen Fahrplan veröffentlicht, mit dem es die Einführung dieser Technologie beschleunigen und damit zugleich Tausende Leben retten will.

Die Initiative konzentriert sich nach einer mehrmonatigen Konsultationsphase auf Verkehrssicherheit, Mobilität und "Effizienz durch Technologie". US-Verkehrsminister Pete Buttigieg von den Demokraten sprach von einem Meilenstein, der schon mit der Darlegung der nächsten Schritte auf dem Weg dazu erreicht worden sei. Er betonte: "Das Ministerium ist sich der potenziellen Sicherheitsvorteile von V2X bewusst und dieser Plan bringt uns der bundesweiten Einführung dieser Technologie näher." Shailen Bhatt, Leiter der Federal Highway Administration, betonte, V2X habe sich prinzipiell bewährt und funktioniere gut.

Als Ziel gibt das Ministerium mit dem Papier die beschleunigte Bereitstellung sicherer, interoperabler V2X-Konnektivität unter Verwendung des dedizierten 5,895 – 5,925-GHz-Spektrums und anderer verfügbarer Frequenzbereiche durch Zusammenarbeit und Koordination zwischen der Regierung, dem öffentlichen Sektor und der Privatwirtschaft aus. Bis 2028 sollen sich zunächst mindestens zwei Originalgerätehersteller (OEMs) verpflichten, Fahrzeuge so auszurüsten, dass sie in dem anvisierten Bereich funken könnten. V2X wird dem Plan nach bis dahin auf 20 Prozent der nationalen Highways im Einsatz sein. In den 75 größten Ballungsräumen sollen 25 Prozent der Ampeln an Kreuzungen auf die Kommunikation mit Fahrzeugen ausgerichtet sein. Zugleich soll es 12 interoperable, "cybersichere Implementierungen" geben.

Langfristig ist bis 2036 vorgesehen, das gesamte Autobahn-ähnliche Straßennetzwerk in den USA auf V2X auszurichten. Spätestens bis dahin soll die Technik an 75 Prozent der Kreuzungen des Landes sowie an 85 Prozent der Ampeln in den großen urbanen Räumen installiert sein. Mindestens 20 Fahrzeugmodelle werden dann plangemäß V2X-fähig sein. Dazu kommen sollen fünf V2X-Anwendungsfälle, die im vorgesehenen GHz-Band in allen 50 Bundesstaaten einsatzbereit sind.

Der Einsatz einschlägiger Systeme sei "durch regulatorische Unsicherheit behindert" worden, beklagte John Bozzella, Präsident der Alliance for Automotive Innovation, die Interessen von Autobauern in den USA vertritt. Aber er zeigte sich optimistisch, dass das neue Vorhaben helfen und für einen Neustart der Einsatzbemühungen sorgen werde: "Das ist der Reset-Knopf." Die EU-Kommission steckte schon 2019 mit einem Regelwerk für "Cooperative Intelligent Transport Systems" (C-ITS) den Rahmen für vernetzte Autos und Straßen ab. Fahrzeuge sollen sich damit gegenseitig vor Gefahrensituationen wie einem Stauende oder Bauarbeiten warnen oder den Zustand einer gerade befahrenen Straße durchgeben können. Doch nach einem Streit, ob bei C-ITS der Standard ITS-G5 mit der getesteten WLAN-Spezifikation 802.11p oder die Mobilfunktechnik C-V2X zum Zug kommen soll, ist es in der EU recht still geworden um die Technik.

(nie)