VDSL-Turbo: Telekom stellt Antrag für mehr Vectoring
Wie erwartet hat die Telekom bei der Bundesnetzagentur beantragt, Vectoring auch im Umfeld ihrer Hauptverteiler einsetzen zu dürfen. Damit wären die Konkurrenten in diesen Bereichen raus.
Die Telekom will weitere Anschlussgebiete mit dem VDSL-Turbo Vectoring versorgen. Dafür hat das Unternehmen bei der Bundesnetzagentur beantragt, die Nahbereiche um rund 8000 Hauptverteiler mit Vectoring auszurüsten, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Das Vorhaben ist umstritten: Technisch bedingt müssten in diesen Bereichen die VDSL-Anschlüsse anderer Anbieter umgestellt werden, da Vectoring das Nebeneinander von mehreren Anbietern nicht zulässt.
Heftiger Widerstand
Deshalb stößt das Vorhaben auf heftigen Widerstand bei den Netzbetreibern, die bereits in Infrastruktur investiert und ihre Technik in den Hauptverteilern der Telekom stehen haben. Dort oder am Kabelverzweiger übernehmen die Wettbewerber in der Regel die Signale von der Teilnehmeranschlussleitung TAL, die der Telekom gehört. Ihre Technik müssten die Wettbewerber in den betroffenen Bereichen wieder abbauen.
Die alternativen Netzbetreiber sehen in den Vectoring-Plänen der Bonner daher einen Schachzug, um die Konkurrenz aus den betroffenen Gebieten zu verdrängen. Die Telekom hält das hingegen für ein überschaubares Problem: Es seien nur rund 135.000 von Wettbewerbern gemietete Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) in den Gebieten betroffen.
6 Millionen Haushalte
Die Telekom stellt es lieber so dar: Die "Nutzungsrechte der Wettbewerber verhindern, dass die Telekom ihr Netz im Nahbereich um die Hauptverteiler aufrüsten kann." 5,9 Millionen Haushalte bekämen dann kein Vectoring, mit dem die VDSL-Anschlüsse auf bis zu 100 Mbit/s gebracht werden können. Die betroffenen Haushalte sitzen aber auch nicht auf völlig auf dem Trockenen: Im näheren Umfeld der Hauptverteiler dürfte VDSL mit 50 Mbit/s ohne Probleme erhältlich sein. Zudem lässt der Vectoring-Effekt mit zunehmender TAL-Länge nach, ab etwa 500 Meter hat es sich mit den 100 Mbit/s dann auch erledigt.
"Die Telekom setzt sich wie kein anderes Unternehmen für zukunftsfähige Netze ein“, sagt Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme „Jetzt geht es darum, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen den weiteren Vectoring-Ausbau ermöglichen.“ Das bedeutet: Die Bundesnetzagentur muss die Telekom in den betroffenen Gebieten von der Pflicht befreien, den Wettbewerbern eigene VDSL-Anschlüsse zur ermöglichen.
Bundesnetzagentur prüft
Bei der Bundesnetzagentur ist der Antrag nun eingegangen. "Die zuständige Beschlusskammer wird die Vorschläge des Unternehmens jetzt im Rahmen eines transparenten und ergebnisoffenen Verfahrens mit allen interessierten Marktakteuren ausführlich diskutieren und anschließend zügig eine Entscheidung treffen", erklärte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Mitte März soll es die erste Anhörung geben.
Die Wettbewerber laufen dagegen Sturm. Der Breko-Verband hatte in der vergangenen Woche bereits die "Re-Monopolisierung der TAL" kritisiert. Auch der VATM und der Bundesverband Glasfaser reagierten mit Unverständnis. „Augenscheinlich ist es der Telekom nicht wirklich ernst mit dem flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland“, meint Buglas-Präsident Jens Prautzsch. „Vielmehr scheint es ihr ausschließlich um kurzfristige Marktanteilsgewinne zu gehen, für die sie unsinnige Investitionen in Kauf nimmt.“
"Anbieter gestärkt"
Die Wettbewerber sollen ihren Kunden in den betroffenen Gebieten dann eine umlackierte VDSL-Leitung der Telekom verkaufen können. Das ist für die zwar wirtschaftlich nicht so attraktiv, aber die Telekom sieht das Positive: Das stärke die Anbieter für den Wettbewerb mit den Kabelnetzbetreibern. Niek Jan van Damme: „Wir stehen für fairen Wettbewerb und Angebotsvielfalt. Auch bei schnellen Internetanschlüssen sollen die Kunden möglichst überall die Wahl haben.“ (vbr)