Telegram im Irak gesperrt: Persönliche Daten zu Sicherheitskräften verbreitet

Telegram ist im Irak der beliebteste Messenger und wurde nun komplett gesperrt. Die Plattform habe nicht auf Anfragen zur Sperrung bestimmter Kanäle reagiert.

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(Bild: Alexander Yakimov/Shutterstock.com)

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Das Telekommunikationsministerium des Irak hat die beliebte Messaging-App Telegram in dem Land sperren lassen und den Schritt mit dem Schutz der nationalen Sicherheit und von persönlichen Daten begründet. Das teilte das Ministerium am Sonntag mit und kritisierte, dass die Verantwortlichen des Messengers vergeblich um Kooperation bei der Sperrung von Kanälen ersucht worden seien, in denen offizielle und persönliche Daten verbreitet würden. Telegram ist in dem Land weitverbreitet und wird nicht nur für private Kommunikation zwischen Menschen, sondern auch als Nachrichtenquelle und sogar als Verbreitungsweg für staatliche Informationen genutzt. Laut Similarweb wird Telegram in dem Land häufiger benutzt als WhatsApp, der Facebook Messenger und die restliche Konkurrenz.

Laut der dpa hat etwa die staatliche irakische Nachrichtenagentur INA auf Telegram 260.000 Abonnenten, teilweise werde die App auch von pro-iranischen Milizen genutzt. In Telegram-Kanälen seien zuletzt auch Namen und private Daten von Sicherheitskräften des Landes verbreitet worden, so auch nach gewaltsamen Ausschreitungen im Herbst 2021. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die noch vor wenigen Jahren weite Gebiete im Irak und im angrenzenden Syrien beherrschte, hat demnach ebenfalls Informationen in dem Messenger verbreitet. Die irakische Regierung begründet die Sperrung nun mit der fehlenden Kooperation der Plattform, versichert aber gleichzeitig, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf Kommunikation respektiert werde.

Erst Ende April war Telegram für wenige Tage in Brasilien gesperrt worden, Grund war damals die Weigerung der Plattform, angeforderte Daten zu Chatgruppen von Neonazis an die brasilianische Bundespolizei herauszugeben. Die hat in dem Land zu mehreren bewaffneten Angriffen auf Schulen und Kindergärten ermittelt, die stark zugenommen hatten. Die landesweite Sperrung war nach wenigen Tagen von einem Bundesrichter als unverhältnismäßig eingeordnet und wieder aufgehoben worden. Schon 2022 war Telegram für zwei Tage in ganz Brasilien gesperrt worden, damals ging es um Verstöße gegen frühere Justizentscheidungen. Zur jetzt verhängten Sperrung im Irak gibt es von Telegram noch kein Statement.

(mho)