Verhaftungen im Sonera-Skandal
Top-Manager des finnischen Telecom-Riesen haben vermutlich Abhöraktionen gegen Mitarbeiter und Journalisten gestartet.
Drei ehemalige Top-Manager des finnischen Telecom-Riesen Sonera sitzen in Untersuchungshaft. In einer Mitteilung an die Aktionäre bestätigt Sonera, dass Ex-CEO Kaj-Erik Relander bereits am Dienstag von der finnischen Kriminalpolizei verhaftet wurde. Wenige Tage zuvor war der Haftbefehl gegen Executive Vice President Jari Jaakkola und Vice President Henri Harmia umgesetzt worden.
Die drei Manager stehen im Verdacht, gemeinsam mit dem ebenfalls inhaftierten ehemaligen Sicherheitschef bei Sonera, Juha Miettinen, und zwei seiner Vertrauten die Verantwortung für eine groß angelegte Überwachung der Telefonleitungen aller Sonera-Mitarbeiter und einiger Journalisten zu tragen. Angeblich habe das Unternehmen durch den Lauschangriff herausfinden wollen, wer interne Informationen aus dem Unternehmen weitergebe.
Der Abhörskandal bei dem Telecommunikationskonzern löst nicht die erste Welle der Empörung in Finnland wegen Sonera aus. Im vergangenen Sommer machte ein anonym im Internet veröffentlichtes Buch Furore. Darin wurde dem ehemaligen Ministerpräsidenten Paavo Lipponen vorgeworfen, mit einigen Ministern seiner großen Koalition Druck auf das Sonera-Management ausgeübt zu haben, damit der Konzern sich an dem Erwerb einer UMTS-Lizenz in Deutschland beteilige. Sonera scheiterte kläglich bei dem Versuch, in Deutschland das Joint Venture mit der spanischen Telefonica unter dem Markennamen Quam aufzubauen und verbrannte dabei mehrere Milliarden Euro. Medien stuften das Joint Venture als "größten unternehmerischen Fehler aller Zeiten" ein.
Unterdessen erklärte ein Sonera-Sprecher, dass die milliardenschwere Fusion mit dem schwedischen Konkurrenten Telia nicht beeinträchtigt sei. In der vergangenen Woche war der Zusammenschluss durch die Aktionäre beider Unternehmen genehmigt worden. (tol)
