Verluste bei Uber-Konkurrent Lyft weiten sich aus

Der Fahrtenvermittler überschreitet im dritten Quartal die Milliardenschwelle beim Umsatz. Doch der Verlust wächst schneller.

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Fahrt auf der Bay Bridge Richtung San Francisco in einem Lyft/Uber-Fahrzeug

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Rekordumsatz in Höhe von 1,05 Milliarden US-Dollar meldet der Beförderungsvermittler Lyft für das dritte Quartal 2022. Bisher konnte der nordamerikanische Uber-Rivale erst einmal die Milliardengrenze knacken, und zwar im vierten Quartal 2019 mit 1,02 Milliarden Dollar. Das war das letzte Quartal vor der weltweiten Verbreitung des Coronavirus. Dennoch ist die Lyft-Aktie im nachbörslichen Handel Montagabend um ein Siebtel abgestürzt.

Denn während der Umsatz im Jahresabstand um 12,2 Prozent gewachsen ist, hat sich der Betriebsverlust um gleich 41,6 Prozent auf 290 Millionen Dollar ausgeweitet. Das ist eine Trendwende: Im ersten Halbjahr 2022 lag der Betriebsverlust unter jenem des ersten Halbjahres 2021. Das geht aus dem Montagabend veröffentlichten Finanzergebnis hervor. Bereits vor einem halben Jahr ist die Lyft-Aktie an der Börse abgestürzt.

Außerdem musste Lyft im dritten Quartal 135,7 Millionen Dollar abschreiben, für die nun wertlose Beteiligung an einer geschlossenen Firma. Worum es sich dabei genau handelt, geht aus der Veröffentlichung Lyfts nicht hervor. Es könnte die im Juli zugesperrte Autovermietung sein. Die Abschreibung, verbunden mit höheren Personalkosten in Form von Aktienzuteilungen und damit verbundenen Steuern, reißt ein stattliches Loch in die Kasse: Der Nettoverlust hat sich mehr als vervierfacht, auf 422 Millionen Dollar.

Ähnlich beim Cashflow der Betriebstätigkeit: In den ersten neun Monaten 2021 betrug das Minus 76 Millionen Dollar, diesmal sind es 204 Millionen Dollar. 2021 konnte Lyft seine Finanzen noch durch Erlöse aus Finanzinvestitionen aufbessern. In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 spielte das 573 Millionen Dollar ein. Das ist in den ersten neun Monaten 2022 auf vergleichsweise bescheidene 53 Millionen Dollar gefallen.

Die logische Folge: Die Geldreserven schmelzen. Unmittelbare Gefahr besteht keine, hat Lyft doch immer noch 1,78 Milliarden Dollar im Geldspeicher. Vergangene Woche hat das Management in einer Kündigungswelle mehr als jede achte Stelle bei Lyft gestrichen. Zusätzlich dürfte ein Teil der Mitarbeiter in Lyfts Autowerkstätten ihren Arbeitsplatz verlieren – für diese Sparte sucht Lyft derzeit einen Käufer.

Im Unterschied zu Uber konzentriert sich Lyft auf die USA, wo es Fahrtenvermittlung mehr Regionen anbietet als Uber, die kanadische Provinz Ontario sowie Vancouver an Kanadas Westküste. Finanzchefin Elaine Paul verwies darauf, dass Lyft mehr Chauffeure, Fahrgäste und Fahrtenvermittlungen verzeichnen konnte als je seit Beginn der Coronavirus-Pandemie. Im laufenden Quartal soll der Umsatz den jetzt aufgestellten Rekord brechen und auf 1,145 bis 1,165 Milliarden Dollar steigen.

(ds)