Versatel weitet Verluste aus

Der Regionalcarrierverbund hat im Jahr 2007 seine Verluste trotz gestiegener Umsätze ausgeweitet. Harter Wettbewerb und verlangsamter Kundenzuwachs machen dem Netzbetreiber zu schaffen. Weitere Übernahmen sind nicht ausgeschlossen.

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Der deutsche Netzbetreiber Versatel will sich dem Druck des Wettbewerbs nicht weiter bedingungslos aussetzen und setzt auf "Wachstum mit Augenmaß". Bei der Bekanntgabe des vorläufigen Jahresergebnisses 2007, das unter dem Strich erneut einen Verlust bedeutet, erklärte Versatel-Chef Peer Knauer, er wolle "in dem wettbewerbsintensiven Markt bei ruinösen Werbekosten nicht Kunden um jeden Preis gewinnen". Unter Wachstum mit Augenmaß versteht Knauer auch weitere Übernahmen. Das zum Verkauf stehende DSL-Geschäft von Freenet wäre eine Option, meinte der CEO. Versatel steht selbst im Fokus möglicher Übernahmeinteressen.

Für das Gesamtjahr 2007 weist Versatel 700,6 Millionen Euro Umsatz aus, eine Steigerung von 5 Prozent im Vergleich zum Pro-forma-Ergebnis des Vorjahres. Versatel ist Mitte 2006 mit der Tropolys-Gruppe verschmolzen, die Zahlen für 2006 sind daher nur bedingt vergleichbar. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich den Angaben zufolge auf 191 Millionen Euro. Den Rückgang des EBITDA um rund 10 Prozent begründet Versatel mit dem "massiven Preisverfall im Privat- und Geschäftskundensegment". Unter dem Strich verzeichnete der Carrier einen Verlust von 89 Millionen Euro gegenüber 51,6 Millionen Euro im Vorjahr.

Versatel hatte zum Jahresende 635.000 DSL-Privatkunden unter Vertrag, rund 173.000 mehr als Ende 2006. Der Netzbetreiber hebt die steigende Anzahl der Kundenverträge hervor, die zum Abrechnungstag noch nicht angeschlossen werden konnten. Die Branche klagt über lange Wartezeiten bei der Umschaltung von Kundenanschlüssen durch die Telekom. Das Privatkundengeschäft steht für nahezu die Hälfte des Umsatzes. Nach Unternehmensangaben konnte Versatel auch in den Geschäftsbereichen Wholesale und Geschäftskunden "stabiles Wachstum" verzeichnen.

Angesichts des "anhaltend schwierigen Marktumfelds" hatte Versatel zum vierten Quartal 2007 eine Restrukturierung angekündigt und im Januar ein Maßnahmenpaket vorgestellt. "Die Profitabilität steht im Vordergrund", erläutert Knauer die neue Marschrichtung. Erste Ergebnisse seien bereits im vierten Quartal 2007 sichtbar geworden. Zwar fiel die Neukundengewinnung mit knapp 40.000 DSL-Privatkunden im Vergleich zu den Vorquartalen schwächer aus, jedoch ging diese Entwicklung mit einem Anstieg des bereinigten EBITDA um 11 Prozent auf 51,7 Millionen. Für den vierten Abschnitt des Geschäftsjahres meldet Versatel einen Umsatzanstieg um 5,8 Prozent auf 186,5 Millionen Euro.

Mit den Sparmaßnahmen, die den Abbau von 200 Arbeitsplätzen vorsehen und die Kosten um insgesamt 30 Millionen Euro senken sollen, reagiert Versatel auch auf die verlangsamte Geschäftsentwicklung. Das Unternehmen hat die Verluste weiter ausgebaut und ist beim Neukundenwachstum hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Für 2008 hat das Unternehmen die Erwartungen zurückgeschraubt und rechnet nun mit 100.000 bis 120.000 Neukunden. Mit der auf Wertsteigerung bedachten Strategie will sich der Carrier dem Marktdruck entziehen und das EBITDA 2008 steigern. Für 2009 stellt Versatel ein positives Ergebnis in Aussicht.

Durch die Neuausrichtung will Versatel auch Mittel für Investitionen und eventuelle Übernahmen frei machen. Zukäufe könnten effektiver sein, als am Markt um Neukunden zu buhlen, hatte Vorstandschef Peer Knauer kürzlich erklärt. Allerdings gilt auch Versatel seit Monaten als Übernahmekandidat. So hatte Deutschlands zweitgrößter Telekommunikationskonzern United Internet seinen Anteil an Versatel auf die Sperrminderheit von 25 Prozent aufgestockt. Hauptaktionär Apax Partners hat in den vergangenen Wochen Branchenkreisen zufolge verschiedene Optionen für seinen 44-Prozent-Anteil geprüft. (vbr)