Verwirrung um App-Store-Verschwiegenheitserklärung
Der Streit um die Ablehnung legitimer Software im einzigen offiziellen Download-Laden für das iPhone geht in die nächste Runde: Der Computerkonzern soll angeblich selbst Absageschreiben unter eine Verschwiegenheitsklausel stellen.
Apple hat für iPhone-Programmierer strikte Verschwiegenheitsklauseln vorgesehen: Das so genannte Non-Disclosure Agreement (NDA), das mit dem Eintritt ins Entwicklerprogramm des Computerkonzerns anerkannt werden muss, verbietet unter anderem, dass öffentlich über Belange der Arbeit an und mit der Smartphone-Plattform diskutiert wird. Das führt schon seit Monaten zu Kritik: So fehlt es Entwicklern beispielsweise an Austauschmöglichkeiten für Tipps und Tricks rund um die Programmierung des iPhones, und selbst Entwickler-Bücher zum Thema wurden bereits zurückgezogen, weil die Rechtslage so unsicher ist.
In dieser Woche machten Berichte die Runde, dass ein Programmierer, dessen Software von Apple für den Vertrieb im einzigen offiziellen Verkaufskanal für das iPhone, dem App Store, abgelehnt wurde, sich nicht einmal zu dieser Absage öffentlich äußern darf. Zuvor hatten mehrere Entwickler, die sich von Apple unfair behandelt fühlten, ihren Ärger in Weblog-Postings ausgelassen. Der Computerkonzern hatte mehrere eigentlich legitime Anwendungen in knappen E-Mail-Schreiben abgelehnt, weil diese Funktionen, die Apple selbst anbiete, duplizierten. Daraufhin hatte es Vorwürfe gegenüber Apple gegeben, das Unternehmen wolle auf seiner Plattform einen Konkurrenzausschluss durchsetzen.
Die Gerüchteseite MacRumors schreibt , Apple habe seinen Absageschreiben eine neue Zeile hinzugefügt, laut der selbst diese E-Mails unter NDA fielen. Dies sei eine mögliche Reaktion auf negative Berichte um die Ablehnung von Software für den App Store. iPhone-Programmierer, die anonym bleiben wollten, sagten nun aber gegenüber heise online, dass es sich bei dem Passus höchstwahrscheinlich um einen "Standardfooter" handele, den Apple nicht eigens wegen der Reaktionen im Internet ergänzt habe.
Der US-Mac-Experte John Gruber kam bei einer Umfrage unter iPhone-Entwicklern zu einem ähnlichen Ergebnis. Offenbar nähmen nur einzelne Mitarbeiter des App-Store-Teams die Formulierung in ihre E-Mails, dass die Informationen in der Nachricht unter NDA stünden, und dann seien sie Teil der Signatur. Ein von heise online befragter iPhone-Anwendungsentwickler sieht den Konflikt denn auch woanders: "Das eigentliche Problem ist, dass sich Apple ausschweigt und Presse, Entwickler und letztlich auch Anteilseigner im Dunkeln tappen lässt." Tatsächlich nimmt Apple zu der Kritik am App Store grundsätzlich nicht Stellung. (bsc)