Oracle: Gewinner des KI-Hypes

Oracle legt eine solide Bilanz fürs dritte Quartal des Fiskaljahres 2024 vor. Die Aussicht auf die Cloud- und KI-Geschäfte entfachten eine kleine Kursrallye.

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(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Achim Born

Larry Ellison darf sich freuen: Ein zwölfprozentiger, zwischenzeitlich sogar vierzehnprozentiger Kurssprung der Oracle-Aktie auf gut 116 US-Dollar füllt das fiktive Bankkonto des US-Amerikaners, der noch immer gut 40 Prozent Anteil an seiner Gründung hält, um 14 Milliarden US-Dollar (oder mehr) und macht die Verluste aus jüngerer Zeit wett. Die Papiere der Datenbankfirma, die zu Jahresbeginn noch unter hundert Dollar bewertet wurden, robbten sich mit der Vorstellung der Bilanz des dritten Quartals im Fiskaljahr 2024 damit dem kurzzeitigen Allzeithoch aus dem September 2023 an.

Auslöser der Kursrallye waren weniger die Kennzahlen des Quartals – diese fielen eher solide aus. Bei Umsatz (13,3 Milliarden Dollar, plus 7 Prozent), Betriebsergebnis (3,75 Milliarden Dollar, plus 15 Prozent) oder Nettogewinn (2,4 Milliarden Dollar, plus 27 Prozent) bewegte sich alles mehr oder minder im Erwartungshorizont der Finanzanalysten. Der Ausblick auf den Einnahmenanstieg im Schlussquartal in Höhe von 5 Prozent lag sogar darunter. Das vom Management skizzierte Bild der anstehenden Geschäfte befeuerte jedoch ihre Fantasie: Genauer stimulierte allem Anschein nach der Dreiklang Cloud, KI und Nvidia den Kaufimpuls der Investoren. Oracles Chefin Safra Catz und Gründer Ellison drückten in ihren Ausführungen zur Bilanz jedenfalls die richtigen Trigger.

Catz etwa berichtete über große, im dritten Quartal unterzeichnete Cloud-Infrastruktur-Kontrakte, die das Volumen des festen Auftragsbestandes um 29 Prozent auf über 80 Milliarden Dollar anschwellen ließen. Die Managerin rechnet damit, dass rund 43 Prozent davon in den kommenden vier Quartalen zu realen Umsätzen führen werden. Die Geschäfte mit der zweiten OCI-Generation (Oracle Cloud Infrastructure) sollen ihr Wachstumstempo auf absehbare Zeit beibehalten.

Im dritten Quartal soll der Umsatz mit OCI Gen2 Infrastructure Cloud Services um 52 Prozent gestiegen sein; das bedeutet rechnerisch Jahreserlöse von 6,7 Milliarden Dollar. Verbucht wurden im Quartal für IaaS (inklusive Legacy-Hosting-Diensten) 1,8 Milliarden Dollar Einnahmen – ein Plus von 49 Prozent. Das SaaS-Geschäft verbesserte sich um vierzehn Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar, sodass in Summe die Cloud-Aktivitäten um 24 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar stiegen. Damit lagen sie erstmals über den Lizenz-Support-Erlösen, die im Quartal 4,9 Milliarden Dollar betrugen.

Da sich Oracle ungeachtet dessen im Cloud-Geschäft mit gebührendem Abstand hinter den großen Drei (AWS, Microsoft und Google) einordnen muss, kramte Ellison bei der Bilanzvorstellung das Argument der Größe im buchstäblichen Sinne heraus. Man würde – soweit bekannt – die größten Rechenzentren der Welt bauen. "Die Größe einiger dieser Rechenzentren ist atemberaubend", meint Ellison. Dabei hebt der Softwareveteran insbesondere das in der Region Salt Lake City in Bau befindliche KI-Rechenzentrum hervor. Dort wäre ausreichend Platz, acht Boeing 747 nebeneinander zu parken.

Im neuen Geschäftsjahr will Oracle an die zehn Milliarden Dollar in die Hand nehmen, um neue Rechenzentren aufzubauen oder die Ressourcen bestehender auszubauen. Etwaige GPU-Engpässe, mit denen sich so mancher Tech-Konzern aktuell herumplagt, befürchten weder Catz noch Ellison. Weitaus mehr Kopfschmerzen bereiten ihnen Fragen der Energieversorgung und Konnektivität. Mit Börsenliebling Nvidia pflegt der Konzern ohnehin eine "vorteilhafte" Partnerschaft: Beide Unternehmen nutzen auch Produkte des jeweils anderen. Für die kommenden Tage sind "einige sehr schöne gemeinsame Ankündigungen" mit Nvidia geplant, wird die GTC-Messe vorweggegriffen.

(fo)