Viel Lärm um nichts: 3D-Kopfhörer Ossic X ausprobiert
Er wird als "weltweit fortschrittlichster 3D-Audio-Kopfhörer" beworben: Der Ossic X bietet vier Treiber pro Ohr, Anatomie-Anpassung und Kopfbewegungs-Tracking. Wir haben ihn auf der CES probegehört.
Die Spezifikationen des 3D-Kopfhörers Ossic X klingen aufregend: Er soll sich bei jedem Aufsetzen automatisch an die Kopf-Anatomie anpassen und außerdem permanent die Position des Kopfes über Sensoren erfassen. Insgesamt acht Audio-Treiber (vier pro Ohr) sorgen laut Entwickler für beste Klangqualität. Der Ossic-Kopfhörer richtet sich nicht nur an Virtual-Reality-Fans, sondern auch an anspruchsvolle Musikhörer, denn neben 5.1-Signalen soll der Kopfhörer auch ein konventionelles Stereo-Signal in räumliche Spheren heben. Offenbar schienen darauf viele Menschen gewartet zu haben: Über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter sammelte Ossic mehr als 2,7 Millionen US-Dollar ein.
Wir haben den Ossic X auf der CES ausprobiert: Zuerst in einer vom Kopfhörer-Hersteller selbstentwickelten Virtual-Reality-Demo mit einer Oculus Rift, anschließend mit unterschiedlichen Musikstücken, die sowohl in 5.1 als auch in Stereo abgemischt waren. In der VR-Demo funktioniert der Hörer prima: Wenn wir unterschiedliche Tonquellen mit dem Hand-Controller im Raum platzierten, hörte sich das durchaus realistisch an. Nicht nur Kopfdrehungen, sondern auch Veränderungen der Körperposition wurden akustisch erfasst. Allerdings beherrscht die Oculus Rift sowas standardmäßig: 3D-Audio-Funktionen sind im Rift-SDK integriert, etliche VR-Spiele unterstützen "Spatial Sound" – wobei man beliebige Kopfhörer oder gleich die in die Rift eingebauten verwenden kann.
Lieber nicht den 3D-Sound einschalten
Während die Ossic-Hörer in VR nichts maßgeblich Neues boten, verschlechterten die Algorithmen bei der Musik-Demo an einem MacBook den Sound sogar: Zwei c't-Redakteure empfanden die unverarbeitete Ausgabe des Stereo-Signals als deutlich angenehmer und natürlicher als die von Ossic 3Disierte – die sich in unseren Ohren dumpf und muffig anhörte.
Die Hardware allein macht einen guten Eindruck: Der Kopfhörer sitzt angenehm und liefert ein differenziertes Klangbild – nur darf man eben die Ossic-3D-Verarbeitung nicht einschalten.
Der Ossic X soll im Sommer für 500 US-Dollar ausgeliefert werden, bestellt man vor, bekommt man ihn für 300 US-Dollar. Stereosignale nimmt der Kopfhörer über einem 3,5mm-Klinkenstecker entgegen, Surround über USB. Der Akku für die Klangverarbeitung soll 10 Stunden lang durchhalten, Noise-Cancelling unterstützt der Ossic X nicht. Der Hersteller stellt allerdings vage in Aussicht, die Funktion über ein Software-Update nachzureichen. (jkj)