Viel oder wenig: Die Bilder der Woche (KW 43)

In dieser Woche zeigen unsere Fotografen, dass man ein Bild sowohl mit viel Inhalt als auch mit wenig Inhalt spannend gestalten kann.

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Person in lila Wolken

(Bild: Daborius)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Tom Leon Zacharek
Inhaltsverzeichnis

Es gibt viele Wege, ein Foto zu gestalten. Eine der grundlegenden Fragen, die jeder Fotograf beantworten muss, ist: Was und wie viel möchte ich in meiner Aufnahme abbilden? Erfahrene Fotografen dürften diese Entscheidung schnell treffen und handeln dabei oft intuitiv. Bei Anfängern ist es aber oft die erste Frage, über die man sich lange Gedanken macht.

falsches Dossier c't Fotografie 06/23

Unsere Galeriefotografen zeigen in dieser Woche, dass weniger oft mehr ist und genau das zu ansprechenden Ergebnissen führen kann. Dagegen kann auch viel im Bild passieren und es kann trotzdem minimalistisch wirken.

Das Bild Der Wald im Oktober 2023 von bauermiba zeigt, wie viele Bildelemente eine ausgewogene Stimmung erzeugen können. Die Bäume versperren zwar den Blick auf die Sonne, aber auf diese Weise kommen die Sonnenstrahlen schön zur Geltung. Gerade durch die Vielzahl an Elementen erhält das Bild seinen Reiz.

Weinlese von Georg May arbeitet auf ähnliche Weise mit den zur Verfügung stehenden Elementen. Die Blätter um die Amsel bilden einen schönen Rahmen und lenken die Aufmerksamkeit des Betrachters direkt auf den Vogel. Auch hier sorgen die zahlreichen Bildinhalte dafür, dass das Bild seine gewünschte Wirkung entfaltet. Der Fotograf schrieb uns zur Entstehung: "Das Foto wurde bei mir im Garten aufgenommen. Eigentlich habe ich dort nur fünf Rebstöcke stehen und freue mich deshalb hier bei uns in der rauen Eifel über jede Traube, die es trotz vieler Amselbesuche schafft zu reifen, um irgendwann ein paar Fläschchen Weißwein aus eigener Produktion im Keller liegen zu haben. Andererseits freue ich mich als Naturfotograf aber auch mindestens genauso, wenn ich eine Amsel fotografisch, mehr oder weniger zufällig, beim 'Traubenklau' in einer Rebenlücke erwische und die Blätter der Weinrebe dazu einen natürlichen Rahmen bilden."

Die Aufnahme Indiana Bokeh von Daborius kombiniert viele Elemente, um einen farbenfrohen Hintergrund zu schaffen. Der Vordergrund ist etwas unscharf, um dem Bild Tiefe zu verleihen. Der Fotograf schrieb uns zu seinem Bild: „Die Aufnahme entstand im Garten. Es ist eine H0 Figur, die vor Topfreinigern steht. Die Szene wurde von der Sonne ausgeleuchtet, im Gegenlicht“.

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es auch den Fall, dass viele Elemente im Bild sind und trotzdem eine gewisse Isolation des Hauptmotivs entsteht.

Im Bild Skogafoss von Asfotografie hebt sich der Wasserfall sehr schön von seiner Umgebung ab. Das liegt zum einen an der Umwandlung in Schwarz-Weiß und zum anderen an der Unschärfe des fallenden Wassers. Der Fotograf selbst sagt über sein Bild: "Wohl eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Island. Er ist immer ziemlich überlaufen, aber ich habe es trotzdem geschafft ihn in einem Moment ohne Touristen zu fotografieren".

Ähnlich verhält es sich mit dem Bild Peter Aal des Galeriefotografen JStoever. Die etwas dunklere Figur hebt sich durch die Schwarz-Weiß-Darstellung gut vom hellen Hintergrund ab. Die Boote und der Steg geben dem Bild trotz der Unschärfe einen Kontext. Der Fotograf erklärt zu seinem Bild: "Die Fischerei hat Maasholm geprägt. Und auch heute noch bestimmen Netze, Fischkisten, Kutter und Co. das unverkennbare, maritime Flair des traditionellen Fischerortes. Von der Tradition des Fischfangs zeugt auch die Bronzestatue Peter Aal mit seinem Aalstecher (heute in Deutschland verboten) und zwei lauernden Möwen im Hintergrund".

Wenige Bildelemente führen in der Regel zu einer klaren Gestaltung und einem eindeutigen Fokus, der die Aufmerksamkeit des Betrachters lenkt.

Kann ich Streifen tragen? von .Christian. zeigt ein Zebra vor schwarzem Hintergrund. Das Zebramuster wirkt ohne einen Hintergrund, der der Szene einen Kontext gibt, noch stärker.

Endlich Ruhe! von Kurt O. Wörl (Braveman1954) wurde bereits 2014 auf der dänischen Insel Bornholm aufgenommen. Der Fotograf beschreibt uns die Entstehung seines Bildes wie folgt: „Beim Anblick des einzelnen Baums, inmitten eines aufkeimenden, bis zum Horizont reichenden Getreidefeldes, faszinierte mich zum einen die Weite der Landschaft. Zum anderen – es war um die Mittagszeit – war es unglaublich still – auch windstill, man hörte nicht einmal Vogelgezwitscher und mir kam spontan der Begriff "Stunde des Pan" – eine mythologische Bezeichnung für die Mittagszeit – in den Sinn". Die minimalistische Aufmachung der Aufnahme verleiht der Szene hier ihre ganz eigene Stimmung.

Alle Bilder dieser Woche finden Sie noch einmal hier in der Übersicht:

Bilder der Woche KW43 (7 Bilder)

Samstag: Endlich Ruhe!
(Bild: Braveman1954 )

(vat)