Virtuelle Krankenschwester statt Pflegefachkraft

US-Forscher haben eine Software-Krankenschwester entwickelt, die bei Patienten erstaunlich gut ankommt.

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Im hektischen Alltag heutiger Krankenhäuser hat die Pflege keinen leichten Stand: Patienten fühlen sich immer wieder abgefertigt, das Pflegepersonal ist mitunter überarbeitet und angespannt. Forscher der Northeastern University in Chicago haben deshalb eine virtuelle Krankenschwester entwickelt, die dem entgegenwirken soll, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Zwar ist "Elizabeth" noch nicht annähernd so realitätsnah wie das medizinische Hologram "Mark I" aus der TV-Serie "Star Trek: Voyager". Doch bereits nach der ersten Studie gaben Patienten an, dass sie die VR-Figur menschlichem Krankenhauspersonal vorziehen. Mehr noch: Wer von dem Programm betreut wurde, ging nach der Entlassung eher zu Folgeuntersuchungen und wusste besser über seine Krankheit Bescheid als "normal" behandelte Patienten.

"Elizabeth" in Wartestellung.

Auf die Idee kam Informatiker Timothy Bickmore, der die Entwicklung von Elizabeth leitet, als er zum ersten Mal beobachtete, wie Menschen auf einfache interaktive Animationen reagierten. "Ich war erstaunt, dass sie davon geradezu gebannt waren, der Effekt aber sofort verflog, wenn die Animationen etwas Dämliches taten", erzählt Bickmore, der bei der "Affective Computing"-Pionierin Rosalind Picard seine Doktorarbeit über die Beziehung zwischen Menschen und Computern geschrieben hat. Er begann der Frage nachzugehen, wie derartige Animationen gestaltet sein müssten, um die Aufmerksamkeit auch über einen längeren Zeitraum zu fesseln und sie für praktische Zwecke jenseits der reinen Unterhaltung einzusetzen. Gerade Menschen, die kaum Erfahrung mit Rechnern haben, würden die virtuelle Krankenschwester herkömmlichen textbasierten Programmen vorziehen, so Bickmore.

Die nächste Version der virtuellen Krankenschwester wird derzeit für den dauerhaften Einsatz in Krankenzimmern weiterentwickelt. Patienten können "ihr" dann erzählen, wie sie ihren Aufenthalt erleben, ob sie akute Schmerzen haben oder Fragen stellen. Sensoren sollen dem System außerdem mitteilen, ob der Patient gerade schläft oder ob ein Arzt den Raum betritt.

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(bsc)