Vision Pro: Welche Entwickler zum Start mit dabei sein wollen
Die Veröffentlichung der Apple Vision Pro in den USA naht. Einige Entwickler fiebern diesem Augenblick seit Monaten entgegen – auch aus Deutschland.
Wenn Anfang 2024 Apples erster räumlicher Computer, die Vision Pro, erscheint, öffnen sich gleichzeitig auch die Türen zu einem neuen App Store: Nicht ohne Grund zeigte der Computerhersteller aus Kalifornien sein erstes Mixed-Reality-Headset erstmals auf der Entwicklerkonferenz WWDC. Neben Apples eigener Software sollen Dritt-Apps einen weiteren Mehrwert schaffen, der potenzielle Käufer überzeugt, die mehr als 3500 US-Dollar auszugeben. Doch welche Apps gehören zu den ersten? Und was versprechen sich die Entwickler davon? Wir sind auf Spurensuche gegangen.
Für Entwickler ist die Entscheidung, ob sie am ersten Tag eines App Stores mit dabei sein wollen, immer eine Abwägung: Als der App Store für das iPhone im Juli 2008 an den Start ging, erhielten die ersten 500 Apps sehr viel Aufmerksamkeit – deutlich mehr, als Neueinsteiger ohne weiteres Zutun von Apple mittlerweile inmitten der abertausenden Apps erwarten können. Andererseits ist der Adressatenkreis bei neuen Geräten überschaubar. Bei der Vision Pro wird er im ersten Jahr noch weit unter anderen Produktkategorien Apples liegen – die Schätzungen schwanken zwischen 450.000 und 900.000 Geräten. Entsprechend wird eine spannende Frage zum Start sein, wie viele Entwickler von Anbeginn mit dabei sein werden. Gegenwärtig wird über eine Veröffentlichung im Februar spekuliert. Die Vision Pro gibt es dabei zunächst nur in den USA.
Erste Namen aus den USA
Apple selbst hat sich bislang bedeckt dazu gehalten, mit wie vielen und welchen Apps von Drittentwicklern zum Auftakt zu rechnen ist. Vermutlich wird sich dies mit der Veröffentlichung des Headsets ändern. In einer Pressemitteilung, die von den Developer Labs kündete, in denen Entwickler ihre Apps vorab schon einmal auf der Hardware testen konnten, wurden zumindest zwei Titel vorab preisgegeben: die Kalender-App Fantastical von Flexibits und das Widget-Tool Widgetsmith vom Indie-Developer David Smith. Die Labs fanden in verschiedenen Städten rund um den Erdball statt, darunter in München. Teilnehmende Entwickler mussten sich jedoch zur Verschwiegenheit über Details verpflichten.
Grundsätzlich müssen Entwickler über ihre Ambitionen, Apps für die Vision Pro zu programmieren, aber nicht schweigen. Im englischsprachigen Raum hat etwa Ken Case, Chef der OmniGroup via Mastodon publik gemacht, dass die Projektmanagement-Software OmniPlan in einer visionOS-Variante in Arbeit ist.
Wer aus Deutschland dabei ist
Aus Deutschland gehört der selbstständige Entwickler Kevin Reutter mit seiner Tagesplaner-App Planny zu jenen, die sich zu erkennen gaben. "Ich betrachte die Einführung von Vision Pro nicht primär als eine Hauptplattform für Einkommensgenerierung. Mein Hauptziel ist es, Präsenz zu zeigen. Ich gehe davon aus, dass die anfänglichen Nutzer von der Vision Pro möglicherweise nur wenige qualitativ hochwertige Apps zur Auswahl haben. Wenn diese Benutzer jedoch auf eine App, wie zum Beispiel Planny, stoßen und diese schätzen, ist es wahrscheinlich, dass sie diese auch auf anderen Plattformen nutzen werden. Dies kann zu einer positiven Mundpropaganda führen", sagte er heise online auf Anfrage. Mit der Zeit rechne er aber schon damit, dass visionOS eine wichtige neue Einkommensquelle wird: "Für Entwickler, die von Anfang an dabei sind und konsequent Qualität liefern, wird sich dies in einem guten Ruf und einer erfolgreichen Marktdurchdringung widerspiegeln". Planny gehörte Ende vergangenen Jahres zu den Nominierten für den App Store Award.
Perjan Duro, der die Haushaltsbuch- und Budgeting-App MoneyCoach entwickelt, hat ebenfalls vor, am Starttag mit dabei zu sein. Zugleich will er seine App MoneySpaces, mit der sich Ausgaben teilen lassen, als visionOS-Variante veröffentlichen. Auch er sieht die Investition von Zeit und Arbeit in die Vision Pro eher als Marketing für eine andere Plattform: "Ich erwarte einfach mehr Aufmerksamkeit für die iOS-App und ich hoffe, dass die App die Fähigkeiten der Plattform darstellt."
An den Labs teilgenommen
Wenige Wochen nach der Vorstellung der Vision Pro im Juni 2023 veröffentlichte Apple das erste SDK für visionOS. Den Entwicklungsprozess empfanden die beiden befragten Developer aber unterschiedlich. "Da MoneyCoach seit 9 Jahren auf dem Markt ist, hatte ich da ein paar technischen Schwierigkeiten. Die ersten Zeilen wurden damals in Objective-C geschrieben. VisionOS zu unterstützen, bedeutet für mich auch den Code neu schreiben. Ich habe viele Features modernisiert und auch mit UIKit gekämpft, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen", erinnert sich Perjan Duro an die ersten Wochen und Monate. Kevin Reutter hatte aufgrund der Verwendung von SwiftUI weniger Aufwand, sagt er: "Die Anpassungsarbeiten waren minimal, deutlich angenehmer als damals mit Mac Catalyst am Mac." Er habe sich überdies sehr gut von Apple unterstützt gefühlt, sei es in Form der Dokumentation, in Videos oder durch direktes Feedback. So gehörte der junge Entwickler zu jenen, die an den Labs teilnehmen durften und die Vision Pro schon einmal in Aktion erleben konnten.
Kennen Sie weitere Apps, die fĂĽr die Vision Pro angekĂĽndigt wurden? Schreiben Sie uns gerne.
(mki)