Vivendi-Chef Messier will angeblich zurücktreten

Jean-Marie Messier soll laut Medienberichten nun auch den Rückhalt der französischen Vivendi-Großaktionäre verloren haben.

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Jean-Marie Messier, Vorstandschef des Medienkonzerns Vivendi Universal, ist angeblich zum Rücktritt bereit. Das berichtet die französische Tageszeitung Le Monde. An der Pariser Börse setzte die Aktie daraufhin zu einem Kurssprung um bis zu 19 Prozent gegenüber dem Handelsschluss der Vorwoche an. Im Verlauf des Handels gab der Kurs wieder nach. Zwischenzeitlich lag er mit 24,30 Euro aber noch um 11,06 Prozent höher. Seit Jahresanfang hat die Vivendi-Universal-Aktie mehr als zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt. Das Unternehmen lehnte zunächst jeden Kommentar zu den Vorgängen ab.

In Medienberichten heißt es weiter, dass Messier in Kürze abgelöst werden soll. Der umstrittene Chef soll am Wochenende auch den Rückhalt der französischen Großaktionärsvertreter im Vorstand verloren haben. Da ihm damit die Mehrheit das Vertrauen entzogen habe, werde der er seinen Posten notfalls auch gegen den eigenen Willen räumen müssen.

Messier war 1996 an die Spitze des einstigen nationalen Wasserversorgers Générale des Eaux gerückt. Durch milliardenteure Übernahmen zur Zeit der Börsenhöchststände schuf er einen Weltkonzern, der im Film (Universal Studios), Fernsehen (Canal+), Internet, Mobiltelefon, Musikgeschäft und Pressewesen engagiert ist. Ohne die Wassersparte, deren Mehrheit abgestoßen werden soll, häufte Messier dabei einen Schuldenberg von zuletzt rund 19 Milliarden Euro auf. Im vergangenen Jahr verbuchte Vivendi Universal durch Sonderabschreibungen einen Rekordverlust von 13,6 Milliarden Euro. Messier wird von den Großaktionären vor allem die mangelnde klare Ausrichtung des Mischkonzerns und sein umstrittener Führungsstil angelastet, der mit zum Kursverfall beigetragen habe.

Wie die französischen Tageszeitung Libération und die Financial Times berichten, wurde zuletzt noch darüber verhandelt, unter welchen finanziellen Bedingungen Messier ausscheidet. Als aussichtsreichster Nachfolger gilt Jean-René Fourtou, ehemaliger Chef der früheren Rhone-Poulenc, der nach der Fusion des Unternehmens mit Hoechst zum Aventis-Konzern kürzlich vom Vizevorstandsposten in den Aufsichtsrat wechselte. Aber auch Thomson-Multimedia-Chef Thierry Breton werden noch Chancen eingeräumt. (anw)