Milliardenverlust für Vivendi Universal

Die weltweit zweitgrößte Mediengruppe Vivendi Universal hat eine Rekordabschreibung auf vergangene Zukäufe vorgenommen.

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  • dpa

Die weltweit zweitgrößte Mediengruppe Vivendi Universal hat eine Rekordabschreibung auf vergangene Zukäufe vorgenommen und nach der Umstellung auf US-Bilanzstandards einen Milliarden-Verlust ausgewiesen. "Wir haben beschlossen, uns ein für alle Mal der Überbewertung unserer Aktiva zu entledigen, um unser Unternehmen auf einen vorsichtigen Marktwert zurückzubringen" sagte Vivendi-Vorstandschef Jean-Marie Messier der Tageszeitung Libération. Im Zuge der Umstellung belief sich die Sonderabschreibung auf 15,7 Milliarden Euro, die zu einem Rekord-Jahresfehlbetrag von 13,6 Milliarden Euro 2001 führte. Der Verlust nach der künftigen US-Gaap-Rechnung liegt bei 1,1 Milliarden Euro nach 1,9 Milliarden Euro Gewinn im Vorjahr.

"Das ist eine buchhalterische Rechnung, die in keiner Weise einem Geldverlust oder einer Wertvernichtung entspricht", sagte Messier zu der enormen Sonderabschreibung. Nach US-GAAP-Rechnung wurde ein neuer Goodwill von 13 Milliarden Euro verbucht und der Sonderabschreibung gegenübergestellt. Dem Unternehmen gehe es sehr gut, betonte der Konzernchef. "Wir setzen 2002 auf internes Wachstum", erklärte er bei der Bilanzvorlage am Dienstagabend in Paris. Beim Umsatz- und Gewinn-Anstieg wolle Vivendi in der Branche vorn liegen.

Messier war in den vergangenen Jahren mit Milliarden-Summen auf Einkaufstour, um unter die weltgrößten Medienkonzerne vorzustoßen. Dabei hatte er die meisten Zukäufe gerade in der Börsenboom-Phase eingefädelt und enorme Preise gezahlt. Für elf Milliarden Euro hatte Vivendi, Muttergesellschaft der Universal-Filmstudios, erst im vergangenen Jahr USA Networks gekauft. Auch die Konkurrenz, so AOL Time Warner als weltweit führender Medienkonzern, hat hohe Sonderabschreibungen vorgenommen und im vergangenen Jahr Milliardenverluste ausgewiesen.

Für 2001 seien die Ziele operativ voll erreicht worden, sagte Messier. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) sei im Medienbereich 2001 auf Pro-Forma-Basis um 34 Prozent auf gut 5 Milliarden Euro gestiegen. Durch den überraschenden Coup, die Sonderabschreibung schon für 2001 vorzunehmen, hat sich Messier nach Analysten-Meinung eine Ausgangsbasis geschaffen, um beim künftigen Jahresabschluss 2002 gut dazustehen. Auf Pro-Forma-Basis erhöhte sich der Umsatz des Konzerns, nachdem Vivendi, Seagram und Canal+ fusionierten und weitere Beteiligungen hinzugerechnet wurden, 2001 von 41,6 auf 57,4 Milliarden Euro und im Medienbereich um 10 Prozent auf 28,1 Milliarden Euro. Der operative Gewinn lag bei 3,8 (Vorjahr 1,8) Milliarden Euro. (dpa) / (anw)