Cebit

Vodafone und Arcor rücken enger zusammen

Der Mobilfunkkonzern will Synergien mit der deutschen Tochter nutzen und den Festnetzbetreiber mittelfristig auch ganz übernehmen.

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  • dpa

Die Telekom-Gesellschaften Vodafone und Arcor wollen mit gebündelten Kräften stärker vom Breitbandboom in Deutschland profitieren. Eine engere Verzahnung wollen sie unter anderem bei der Kundenbetreuung. Nachholbedarf bestehe hier bei der Festnetztochter Arcor: "Da haben wir in der Vergangenheit zu sehr auf die Kosten geguckt", sagte der Chef von Vodafone Deutschland, Friedrich Joussen, auf der Computermesse CeBIT in Hannover der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Auf absehbare Zeit plant der Mutterkonzern die vollständige Übernahme von Arcor, an der noch die Deutsche Bank und die Bahn beteiligt sind.

Der Kundenservice von Arcor, der noch ausgelagert ist, soll wieder integriert werden, sagte Joussen. "Wenn wir die Qualität steigern wollen, müssen wir wieder "einsourcen"." Es geht dabei um rund 200 Mitarbeiter. Synergiepotenziale sieht Joussen auch im Netzbereich. Beim Markenauftritt und im Vertrieb sollen Arcor und Vodafone weiterhin getrennte Wege gehen. Oberste Priorität habe die Steigerung des Marktanteils im DSL-Markt in Deutschland, der bei rund 13 Prozent liegt. "Wir haben nicht investiert, um in der Nische zu sitzen", sagte Joussen.

Arcor gehört mit mittlerweile zwei Millionen DSL-Kunden zu den am schnellsten wachsenden Festnetzanbietern in Deutschland. Bei den Zuwachsraten stellt das Unternehmen Vodafone in den Schatten, weswegen sich der weltgrößte Mobilfunkonzern zu einem Strategiewechsel entschieden hatte. Neben dem Mobilfunk erklärte die britische Muttergesellschaft auch Breitband zum Kerngeschäft. Damit sollen die in Europa wegen des Preiskampfes sinkenden Margen gesichert werden.

Für das laufende Jahr rechnet Arcor mit einem ungebrochenen Zuwachs von rund 800.000 DSL-Neukunden. Arcor-Chef Harald Stöber würde damit jeden fünften neuen Breitbandnutzer unter Vertrag nehmen. Bis Ende 2007 rechnet er branchenweit mit einem Plus von 4 Millionen auf 18 Millionen Kunden. Das Unternehmen baut sein Netz deutlich aus und will in wenigen Wochen auf eine Abdeckung von 60 Prozent der Bevölkerung kommen.

Um stärker Synergien heben zu können, plant Vodafone den Kompletterwerb von Arcor. "Sowohl bei uns als auch bei den anderen Aktionären, der Deutschen Bahn und der Deutschen Bank gibt es in diesem Punkt einen Goodwill", sagte Joussen. "Wichtig ist nur, dass wir den richtigen Zeitpunkt finden." Hektik sei nicht angebracht. Auf einen Zeitrahmen für eine Änderung der Eigentümerstruktur legte sich der Manager nicht fest. "Es gibt kein Zeitfenster." Über eine Komplettübernahme von Arcor wird in der Branche seit Längerem spekuliert, nachdem Vodafone nach einem Strategiewechsel seine ursprünglichen Verkaufspläne für Arcor auf Eis gelegt hatte. Bei Vodafone liegen 74 Prozent der Arcor-Anteile. Die Bahn hält 18 Prozent und die Deutsche Bank 8 Prozent. (dpa) / (vbr)