Volocopter: Flugtaxi-Start-up vor möglichem Verkauf nach China
Das deutsche Flugtaxi-Start-up Volocopter steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Der chinesische Autokonzern Geely plant einem Bericht zufolge die Ăśbernahme.

Lufttaxis sollen den Verkehr in Großstädten revolutionieren.
(Bild: dpa, Christoph Schmidt/dpa)
Der chinesische Automobilhersteller Geely und die deutsche Volocopter GmbH befinden sich in fortgeschrittenen Gesprächen über eine Übernahme. Ein solcher Deal könnte das angeschlagene Flugtaxi-Start-up mit Sitz in Bruchsal im Kraichgau vor dem drohenden Bankrott bewahren. Das berichtete die US-Nachrichtenagentur Bloomberg und beruft sich dabei auf mit den Verhandlungen vertraute Personen.
Dem Bericht nach könnte Geely eine Mehrheitsbeteiligung an Volocopter übernehmen und dem Unternehmen frisches Kapital zuführen. Die Finanzierungsrunde würde sich laut den Bloomberg-Quellen auf etwa 95 Millionen US-Dollar (rund 90 Millionen Euro) belaufen; dafür erhielte Geely eine Mehrheitsbeteiligung von etwa 85 Prozent. Das hieße, das badische Flugtaxi-Unternehmen, das vor zwei Jahren noch 1,5 Milliarden Euro wert war, würde nur noch mit rund 110 Millionen US-Dollar (104 Millionen Euro) bewertet.
Baldige Übernahme möglich
Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Person wolle der Geely-Konzern die Übernahme im kommenden Monat abschließen. Allerdings könne der Deal auch noch platzen, hieß es. Eine endgültige Entscheidung über die Bedingungen wurde demnach noch nicht getroffen. Volocopter hat auch Gespräche mit anderen potenziellen Interessenten geführt. "Aufgrund laufender Finanzierungs- und Vertragsverpflichtungen werden wir weder die Namen der Investoren noch die aufgenommenen Beträge oder Prognosen für die Zukunft bekannt geben", erklärte ein Volocopter-Vertreter in einem Schreiben gegenüber Bloomberg. „Als privat finanziertes Unternehmen prüfen wir strategisch mehrere Finanzierungsmöglichkeiten, die uns zur gleichen Zeit zur Verfügung stehen.“
Für Bloomberg ist die finanzielle Schieflage von Volocopter ein Zeichen, "wie schwierig es ist, fliegende Autos in den USA und Europa zu verwirklichen, wo Start-ups oft zusammenbrechen, bevor sie ein einziges Fahrzeug verkaufen können". Konkurrent Lilium etwa musste erst kürzlich Insolvenz anmelden – und auch Volocopter ist knapp bei Kasse und benötigt frisches Kapital. Beiden Flugtaxi-Pionieren fehlt bis heute eine Zulassung für die Personenbeförderung. Volocopter wollte sein erstes kommerzielles Flugtaxi, einen Zweisitzer namens Volocity, bei den Olympischen Spielen im Sommer in Paris vorstellen. Dort erhielt Volocopter immerhin die Genehmigung zum Frachttransport, musste die anvisierten Flüge dann jedoch ausfallen lassen.
Rettungsanker China
Frisches Geld für das Unternehmen soll nun also möglicherweise aus China fließen. Die Regierung in Peking hat die Förderung verschiedener Aktivitäten und Branchen, die sich mit zivilen bemannten und unbemannten Fluggeräten in niedriger Flughöhe befassen, zu einer Priorität gemacht.
Sollte es zu der Übernahme durch Geely kommen, erwägt Volocopter die Produktion seiner zukünftigen Fluggeräte nach China zu verlagern, so die Bloomberg-Quellen. Das aktuelle Modell wird in Deutschland gebaut. Der chinesische Geely-Konzern, zu dem unter anderem die Automarken Volvo und Polestar gehören, ist seit 2019 Minderheitsaktionär bei Volocopter. Seit September dieses Jahres sitzt Zhihao Xu, Chef von Geely Technology, im Beirat des badischen Flugtaxi-Unternehmens. Zur gleichen Zeit gab Volocopter bekannt, dass Dieter Zetsche, der frühere Vorstandsvorsitzende von Daimler, neuer Beiratsvorsitzender wird. Der jetzige CEO Dirk Hoke wiederum kündigte seinen Abschied für Februar 2025 an.
(akn)