Vom Palm-PDA zum Multimedia-Gerät

Palm-Chef Carl Yankowski entwirft in seiner Eröffnungsrede zur PalmSource Zukunftsvisionen und spart nicht mit Seitenhieben in Richtung Microsoft.

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Von
  • Dr. Jürgen Rink

Wie die Welt der elektronischen Organizer künftig aussieht, wenn es nach dem Willen von Palm geht, hat CEO Carl Yankowski in seiner Eröffnungsrede zur PalmSource 2000 mit einer bombastischen Präsentation multimedial vorgeführt. Die Marschrichtung heißt Mobile Internet, Multimedia und verstärkte Pflege der Entwicklergemeinde.

Neben den Anwendungen für das "persönliche Informationsmanagement" (PIM) sollen mit Palm OS betriebene Geräte in Zukunft Zugriff auf My Palm Portal haben, einen Web-Service für User-bezogene Daten. Drahtloser Internetzugang werde künftig genauso zu Palm OS gehören wie Sprachsteuerung und Spracherkennung, prophezeite Yankowski. Sicherheitsfunktionen wie Finanztransaktionen oder lokale Zugangskontrolle mit Palm-Geräten könnten zusammen mit der Kurzstrecken-Funktechnik Bluetooth andere Lösungen ersetzen.

Palm setzt dabei auf die ARM-Plattform, die Motorola vor kurzem lizensiert hat. Chef-Techniker Bill Maggs brachte gleich ein Demo-Board mit, auf dem Palm OS mit ARM-Technologie läuft. Palm schlägt mit diesen Visionen keineswegs Microsofts multimedialen Weg ein, den der Software-Konzern zurzeit mit den Pocket PCs vorgibt. Vielmehr bleibt es den Lizenznehmern wie Kyocera mit dem Smartphone oder Sony, Handspring, TRG, Motorola und anderen überlassen, welche Funktionen sie abseits der klassischen Anwendungen wie Kalender oder Adressbuch in ihre Geräte einbauen. Yankowski betonte in seiner Rede genauso wie beim Gespräch im kleineren Kreis, dass der Weg über Lizenznehmer für Palm OS die einzige Möglichkeit sei, gegen die geballte Finanzkraft Microsofts bestehen zu können.

Mit dieser Strategie vollzieht Palm einen Paradigmenwechsel: Den Palm an und für sich wird es in Zukunft nicht mehr geben. Stattdessen soll eine Vielzahl von Palm-OS-Geräten der Lizenznehmer, die die ganze Spanne vom einfachen PIM-PDA bis zur Multimediamaschine abdecken, den Markt aufrollen. Damit begibt sich Palm allerdings in die Hand der Lizenznehmer – mit allen damit verbunden Risiken. Floppen deren Geräte, fällt das auch auf Palm zurück. Geht die Rechnung auf, dann baut Palm seine bestehende Vorherrschaft weiter aus. Mit anderen Worten: Palm OS soll das Windows der PDAs werden.

Als neuen Lizenznehmer konnte Palm Samsung exklusiv auf der PalmSource vorstellen. Seit neun Monaten arbeiten die beiden Firmen bereits zusammen. Ergebnis der Bemühungen soll ein Smartphone sein. (jr/c't) / (jk)