Auswirkungen des "Crop"-Formats (APS-C, DX) auf Bildwirkung und Brennweitenwahl

Seite 2: Formatfaktor

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Wenn man ein Motiv mit unterschiedlichen Brennweiten aufnimmt, so gibt es generell die Frage, ob und wie die Brennweite die Schärfentiefe beeinflusst. Was den visuellen Eindruck anbelangt, muss man strenggenommen zwischen der eigentlichen Schärfentiefe und der Hintergrundunschärfe unterscheiden. Meistens wird ja auf den Vordergrund scharfgestellt. Im Fernbereich erzielt man mit kürzeren Brennweiten eine größere Schärfentiefe als mit langen. Im Makrobereich (Nahaufnahmen mit Maßstäben um 1:2 oder gar 1:1) hängt die Schärfentiefe fast nur noch von der effektiven Blende und dem Abbildungsmaßstab ab und wird sehr, sehr klein.

Bei den "äquivalenten Brennweiten" haben wir es mit einer Mischsituation zu tun: Gleicher Abstand zur Aufnahme, gleiche Perspektive und gleicher Bildwinkel, aber unterschiedliche Brennweiten und unterschiedliche Abbildungsmaßstäbe. Grundsätzlich verändert sich die Schärfentiefe an einer Crop-Kamera bei Variation von Brennweite, Aufnahmeabstand und Maßstab genauso wie an einer Vollformatkamera, es gibt nur eine "Verschiebung" in Richtung mehr Schärfentiefe und Hintergrundschärfe bei gleichen Blenden.

Zwar wird für das kleinere Aufnahmeformat ein kleinerer maximal zulässiger Zerstreuungskreis angesetzt. Beim Kleinbildformat geht man beispielsweise von einem Zerstreuungsscheibchen von 0,03 mm aus, bei APS-C entsprechend einer Division durch den Formatfaktor von 1,6 von ca. 0,018 mm. So groß darf aufgrund des nicht mehr exakt in der Bildebene fokussierten Strahlenganges die Unschärfe werden, um dennoch als "hinreichend scharf" angesehen zu werden. Absolut betrachtet muss das Bild auf dem kleineren Sensor also "schärfer" sein als auf dem großen, um in der Vergrößerung auf ein bestimmtes Papier- oder Bildschirmformat gleich scharf zu erscheinen. Das hebt aber den schärfentiefevergrößernden Einfluss des kleineren Abbildungsmaßstabes nicht ganz auf.

Um gleiche Bildwinkel beim Aufnehmen mit Kameras unterschiedlicher Sensorformate zu erzielen, verwendet man Brennweiten, die im selben Verhältnis zueinander stehen wie die Maße der Sensoren, hier 1:1,6 (bei APS-C). Da bei APS-C das Seitenverhältnis gleich ist wie beim KB-Format, ist es gleichgültig, ob man Breite, Höhe oder Diagonale dafür heranzieht. Das heißt, einer Aufnahme mit einem sogenannten "Normal" oder 50 mm-Objektiv an einer Kleinbildkamera entspricht eine Aufnahme vom gleichen Standort und bei gleicher Entfernung zum Motiv mit einer APS-C-Format-Kamera mit einem 31-mm-Objektiv. Das kürzerbrennweitige Objektiv erzeugt unter den sonst gleichen Bedingungen ein Abbild in verkleinertem Maßstab, so dass der Ausschnitt, den der kleinere Sensor erfasst, demjenigen entspricht, den das volle Kleinbildformat aufnimmt. Man hat also letztlich genauso viel "drauf" wie mit einem größeren Sensor bei längerer Brennweite (siehe Grafiken).

Eingebürgert hat sich für Kameras mit kleineren Sensoren die Angabe der "äquivalenten KB-Brennweite". Zu einem Zoom von 17-50 mm für Crop-Kameras liest man dann zum Beispiel "KB-äquivalent 27-80 mm". Das sagt dem Fotografen, dem die Arbeit mit einer "Kleinbildkamera" vertraut ist, die auf 35mm-Film im Format 24 × 36 mm aufnimmt, dass die Weitwinkelwirkung des Zooms bei 17 mm einer Brennweite von 27 oder 28 mm an "Vollformat" entspricht. Im Telebereich entspricht seine längste Brennweite von 50 mm der Wirkung eines 80er (leichtes Tele oder Portraitobjektiv). Die echten Brennweiten bleiben aber tatsächlich 17 mm und 50 mm.

Präziser läßt sich das an einem Motiv nachvollziehen, das sich nicht bewegt, so dass wirklich in allen Bildern die Perspektive exakt die gleiche ist. Zwei Bildreihen liefern genauere Aufschlüsse über die Zusammenhänge.

Der Wunsch nach Unschärfe im Hintergrund entsteht, wenn man ein Motiv freistellen will, das heißt, man möchte es vom Hintergrund abheben; besonders dann, wenn dieser stark strukturiert ist und eigentlich nur stört. Das Problem entsteht häufig dadurch, dass das stereoskopische (zweiäugige, plastische) menschliche Sehen Objekte – wie das Pferd oder dessen Kopf – quasi "automatisch" vom Hintergrund abhebt oder isoliert. Der Fotograf sieht das so, aber die einäugige Kamera neigt dazu, Strukturen in unterschiedlicher Entfernung oder Tiefe zu verschmelzen, so dass ein unklares Wirrwarr entsteht. Daher enttäuschen in so einer Situation aufgenommene Fotos oft. Dagegen hilft es, wenn das eigentliche Motiv scharf abgebildet wird und der störende Hintergrund in möglichst gleichmäßiger Unschärfe verschwimmt.