Von wegen mehr Digitalisierung: Corona als Bremsklotz

Während der Pandemie arbeiteten zwar mehr Menschen zu Hause und waren dabei auf digitale Technik angewiesen, der Digitalisierung hat das aber nichts gebracht.

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Frau an einem Notebook.

Für Menschen, die gern im Homeoffice arbeiten, könnte die Pandemie Vorteile gebracht haben, nicht aber der Gesamtwirtschaft.

(Bild: YURII MASLAK/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Während der Coronavirus-Pandemie arbeiteten mehr Menschen als früher im Homeoffice und benötigten die dafür nötige Technik. Dadurch habe die Digitalisierung in Deutschland aber keinen Schub bekommen, hat das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim erforscht. Vielmehr sei ein Großteil der Investitionen in moderne digitale Technologien vor der Pandemie getätigt worden, während die Investitionstätigkeit mit der Pandemie insgesamt zurückgegangen sei.

"Die pandemiebedingte Investitionslücke beläuft sich dabei auf etwa 50 Prozent", schreibt das ZEW. Damit habe die Pandemie entgegen der öffentlichen Wahrnehmung keinen Digitalisierungsschub gebracht, sondern die Technologieentwicklung in Deutschland um knapp 1,5 Jahre zurückgeworfen.

Zu diesem Ergebnis kommt das ZEW nach Auswertung der "Betriebsbefragung IAB-ZEW-Arbeitswelt 4.0", an der rund 3000 Betriebe teilgenommen haben. Zwar hätten Unternehmen mehr Geld für Technik ausgegeben, die Homeoffice und virtuelle Zusammenarbeit ermöglichen. Gleichzeitig seien jedoch Investitionen in modernste Produktionsmittel ebenso zurückgegangen wie solche in modernste Analyse- und Planungstechnologien sowie digital gestütztes Kundenmanagement. Vor allem größere Vorhaben wurden verschoben oder ganz aufgegeben.

So hätten die Unternehmen pandemiebedingte negative Folgen durch Anpassungsinvestitionen abmildern können, sie mussten weniger Kurzarbeit veranlassen, da die Arbeit im Homeoffice ausgeweitet wurde. "Diese Anpassungsinvestitionen gingen jedoch zulasten anderer Technologieinvestitionen, was möglicherweise zum aktuell schwachen Produktivitätswachstum in Deutschland beiträgt", erklärt Prof. Dr. Melanie Arntz vom ZEW, Co-Autorin der Studie.

Aufgrund der Studienergebnisse vermutet das ZEW, dass der unmittelbar nach der Pandemie einsetzende Energiepreis- und Unsicherheitsschock wegen des Krieges in der Ukraine in Deutschland dazu beigetragen hat, größere Investitionen auch nach Abklingen der Pandemie weiter aufzuschieben. "Für das Produktivitätswachstum in Deutschland und die Erholung der Wirtschaft sind dies keine guten Voraussetzungen", sagte Dr. Arntz.

In der "Betriebsbefragung IAB-ZEW-Arbeitswelt 4.0" wird die Nutzung modernster digitaler Technologien in deutschen Betrieben zwischen 2016 und 2021 verglichen. Damit würden moderne Produktionsmittel wie sich selbst steuernde Maschinen und Anlagen ebenso erfasst wie etwa Analysetools mit Big Data, Cloud-Computing-Systeme, Kollaborations- und Kommunikationstools sowie Künstliche Intelligenz, erläutert das ZEW.

(anw)