WLAN für den Weltraum

Das dieswöchige IEEE-Meeting in Vancouver brachte den Entwurf für das nächstschnellere WLAN (802.11n mit bis zu 540 MBit/s brutto) voran und gibt Ausblicke auf künftige Einsatzbereiche.

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In dieser Woche fand in Vancouver eine Turnussitzung der IEEE-Arbeitsgruppen für die WLAN-Standardfamilie 802.11 statt. Hier ging es unter anderem um die nächstschnellere Version drahtloser Netze (802.11n), die auf der Funkebene bis zu 540 MBit/s erreichen sollen.

Dabei konnten die Fraktionen weitere Punkte des gemeinsamen Entwurfsvorschlags (Joint Proposal) festklopfen. Beim Physical Layer (PHY, Übertragungsschicht) einigte man sich unter anderem auf das Format einer langen Präambel im Mixed Mode und legte Space-Time Block Codes als optional fest. Allerdings sind zahlreiche Details nach wie vor offen, unter anderem beim Beam Forming (gezieltes Senden über mehrere Antennen) und der hohen Modulationsstufe 256QAM (acht Bit pro Übertragungsschritt).

Auch auf der MAC-Ebene (Media Access Control, Medienzugriff und Framing) gehen die Parteien aufeinander zu, allerdings schätzen die Autoren des Abschlussberichts beide Schichten erst zu drei Vierteln als abgeschlossen ein. Beim nächsten Meeting im Januar 2006 auf Hawaii will die Arbeitsgruppe das Joint Proposal fertig haben und zur Abstimmung stellen.

Der rapide Preisverfall von WLAN-Technik wirkt auch außerhalb der IT-Branche: Geht es nach Stephen Braham von der Arbeitsgruppe Space Systems der Simon Fraser University, könnte gewöhnliche Hardware (COTS, Commercial off the Shelf) auch in der Raumfahrt als schnellerer und billigerer Ersatz der spezialisierten Kommunikationstechnik zum Einsatz kommen. Das Einsparpotenzial soll selbst nach Anrechnung der noch ausstehenden Tauglichkeitstests bei 90 bis 99 Prozent liegen. Besonders hohe Datenraten in Richtung 600 MBit/s seien nicht erforderlich, aber die über 54 MBit/s hinausgehenden Geschwindigkeiten von 802.11n wären genau richtig.

Bei Versuchen auf Devon Island hat man festgestellt, dass vergleichbare Landschaften auf dem Mars und anderen Planeten eine irdischen Straßenschluchten ähnelnde Mehrwegeausbreitung (Multipath Propagation) zeigen dürften. Für die schon etwas ältere WLAN-Technik mit maximal 11 MBit/s (802.11b) erwartet man unter den Testbedingungen eine magere Übertragungsrate von 100 kBit/s, wenn überhaupt eine Verbindung zustande kommt. Die bei aktuellem WLAN (802.11g), Wimax und dem kommenden 802.11n verwendete OFDM-Technik soll sich in der Zielumgebung besser schlagen: Für das PlanetNet2 schätzt man 77 MBit/s. Besonders das in 802.11n vorgesehene MIMO (Multiple Input, Multiple Output) mit Spatial Multiplexing, welches mehrere Signale im gleichen Frequenzband parallel überträgt, dürfte von der für ältere Technik schädlichen Mehrwegeausbreitung profitieren. (ea)