WMO: Wetter und Jahreszeit beeinflussen Corona-Infektionsgeschehen wohl nicht
Im Sommer 2020 ist das Corona-Infektionsgeschehen in Deutschland zurückgegangen. Die WMO sieht keinen direkten Zusammenhang mit Wetter und Jahreszeit erwiesen.
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(Bild: Miguel Alegre / Shutterstock.com)
Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) warnt davor, den nahenden Frühling und höhere Temperaturen als Argument für eine Lockerung von Corona-Maßnahmen zu nehmen. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass Wetter und Jahreszeit das Infektionsgeschehen direkt beeinflussen, hält ein Expertenteam fest. Es hat sich mit der Frage befasst, welchen Einfluss meteorologische Faktoren und Luftqualität auf die Corona-Pandemie haben.
"Wir haben im ersten Jahr der Pandemie Infektionswellen mit steigenden Zahlen in den wärmeren Jahreszeiten und den wärmeren Regionen gesehen, und es gibt keine Hinweise, dass das im laufenden Jahr nicht auch passiert", sagte einer der 16 Experten, Ben Zaitchik von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore in den USA angesichts der Untersuchungen.
Unterschiedliche Faktoren ursächlich
Das Infektionsgeschehen ändere sich in erster Linie in Folge von Schutzmaßnahmen, etwas durch das Maskentragen oder die Einschränkung von Reisen, oder aufgrund von Verhaltensänderungen. Virusinfektionen der Atemwege seien zwar oft saisonabhängig, etwa die Grippe, die im Herbst und Winter besonders häufig vorkommt, schreiben die Experten. Ob sich auch das Coronavirus SARS-CoV-2 so verhalte, sei aber unklar. Über die Mechanismen, die bei Infektionen zu einer Saisonabhängigkeit führen, sei noch wenig bekannt. Es sei davon auszugehen, dass eine Kombination verschiedener Faktoren zusammenkomme: der Einfluss von Wetter und Jahreszeit auf die Überlebensfähigkeit des Virus, auf die Widerstandsfähigkeit der Menschen sowie auf das Verhalten der Menschen. Weil Menschen bei wärmerem Wetter mehr Zeit draußen verbringen als im Winter, besteht die Hoffnung, dass Frühling und Sommer es dem Virus schwerer machen, sich auszubreiten.
Labor vs. Realität
In Laborstudien habe es zudem Anhaltspunkte gegeben, dass das Coronavirus unter kalten und trockenen Bedingungen und geringer Ultraviolettstrahlung länger überlebt. Ob meteorologische Einflüsse aber einen bedeutsamen Einfluss auf die Übertragungsraten im echten Leben haben, sei damit nicht gesagt. Es gebe auch keine klaren Hinweise auf den Einfluss von Luftverschmutzung auf die Lebensfähigkeit des Virus.
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Der von der UN-Organisation einberufene Expertenrat hat die bis Anfang Januar 2021 erschienene Fachliteratur begutachtet. Er habe nur Studien berücksichtigt, die vor Veröffentlichung von Fachexperten geprüft worden waren. Nicht berücksichtigt wurden Studien zu Luftverhältnissen in Innenräumen.
(olb)