Währung oder Spekulationsobjekt – das Bitcoin-Dilemma: Zahlen oder Zocken?

Seite 2: Die Akzeptanz schwindet

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In den USA führten Großkonzerne wie Dell, Expedia oder Microsoft die Kryptodevise bereits 2014 als Zahlungsoption ein. Auch Ebay flirtete damals damit. Wie sieht es heute aus? Computer-Riese Dell hat Bitcoin-Zahlungen wegen "geringer Nachfrage" wieder abgeschafft. Bei Ebay hüllt man sich über Bitcoin-Pläne in Schweigen, auch Ex-Tochter Paypal gibt keine Auskunft zu Krypto-Experimenten. Microsoft will sich zu seinen Bitcoin-Erfahrungen ebenfalls nicht äußern.

Das Online-Reisebüro Expedia akzeptiert Bitcoin zwar nach wie vor – aber noch immer nur bei Hotelbuchungen auf der US-Website. Zum Start vor über drei Jahren hatte es geheißen, das Angebot werde erweitert, wenn es bei Kunden gut ankomme. Immerhin: Laut einer Sprecherin hat sich das Transaktionsvolumen in den letzten zehn Monaten verdoppelt. Konkrete Zahlen wollte sie jedoch nicht nennen.

Anfang Dezember sah sich sogar der Online-Computerspielehändler Steam trotz seiner cyber-begeisterten Kundschaft gezwungen, die Bitcoin-Annahme einzustellen. Die Gebühren seien rasant gestiegen – von anfangs 20 Cent pro Transaktion auf zuletzt fast 20 US-Dollar. Hinzu kommen die enormen Wertschwankungen. "Falls die Transaktion nicht zeitgerecht abgeschlossen wurde, kann sich der benötigte Betrag für die Bezahlung ändern", heißt es bei dem Online-Händler.

Der führende Bitcoin-Zahlungsabwickler Bitpay zieht dennoch ein positives Fazit für 2017. "Wer nicht unter einem Stein lebt, wird gesehen haben, dass das tägliche Transaktionsniveau in diesem Jahr neue Höchststände erreicht hat", heißt es von dem Unternehmen aus Atlanta. Man habe erstmals Zahlungen von mehr als einer Milliarde US-Dollar ausgeführt, das Wachstum betrage 330 Prozent auf Jahressicht.

Das klingt stark, verblasst aber in Relation zum Bitcoin-Kursanstieg, der im gleichen Zeitraum in der Spitze bei über 2000 Prozent lag. Auch gemessen am E-Commerce-Markt insgesamt ist das Volumen eher bescheiden. Zum Vergleich: Alleine bei der Rabattschlacht "Cyber Monday" wurden mehr als sechs Milliarden Dollar im Internet ausgegeben – an einem einzigen Tag und nur in den USA.

Der Bitcoin-Gemeinde ist durchaus bewusst, dass die Vereinnahmung durch Spekulanten ihrem Ziel einer freien Währung schaden kann, die Dollar oder Euro Konkurrenz machen könnte. Nicht zuletzt, um Transaktionen zu erleichtern und der Zockerei etwas entgegenzusetzen, wurde im August nach langen Querelen in der Community der Bitcoin Cash vom Bitcoin abgespalten. Seitdem ist der Kurs aber auch hier explodiert. Und der Versuch der Handelsplattform Coinbase, Bitcoin Cash aufzunehmen, hat nur zu weiteren Turbulenzen geführt – der Hype um Kryptogeld scheint einfach zu groß, um Spekulanten fernzuhalten.

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(mho)