WeWork: Coworking für Konzerne

Seite 2: Büros nach Schema W

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Das dominante Geschäftsmodell von WeWork heißt Skalierbarkeit. So sind bereits heute 30 Prozent der Kunden im Enterprise-Segment, haben also selbst jeweils mehr als 1000 Angestellte. Diese Kunden haben zwar ihre eigenen Firmenzentralen, WeWork bietet ihnen aber eine bequeme Alternative, wenn es darum geht neue Standorte aufzubauen. Wer eine Vertriebsbüro oder einen neues Entwicklerstudio in Asien aufbaut, kann darauf vertrauen, dass das Arbeitserlebnis im WeWork-Standort in Hongkong nicht fundamental anders ist als etwa in Frankfurt. Und ein Standort kann mal eben seine Angestelltenzahl verdoppeln, ohne aufwändig ein neues Bürogebäude suchen zu müssen.

Aus diesem Grund hat sich zum Beispiel die Vermögensberatung Prospery im Frankfurter WeWork angesiedelt. Die junge Firma ist eine Tochter der Amsterdamer ABN AMRO, die dortigen WeWork-Büros waren den Gründern bereits vertraut. Um den Kontakt mit der wohlhabenden Kundschaft zu halten, hat sich Prospery Videokabinen in den eigenen abgetrennten Büroraum einbauen lassen.

Obwohl die Türen der Einzelbüros üblicherweise geschlossen sind, lobt Jochen Scheffler von Prospery das Miteinander. "Wenn man es möchte, kann man die Angebote voll nutzen", sagt Scheffler. So sei beispielsweise die Tischtennisplatte im Eingangsbereich bei den Prospery-Angestellten beliebt. Für Firmenkontakte veranstaltet das Startup ab und an Vortragsabende im großen Gemeinschaftsraum, bei denen es unter anderem um die Blockchain oder Wein-Investments gehen kann.

Besprechungsraum

(Bild: Torsten Kleinz / heise online)

Begeisterung für den Arbeitsplatz gehört zum WeWork-Konzept. So steht auf dem Eventplan immer ein TGIM-Frühstück – kurz für: Thank God It's Monday. Während sich gewöhnliche Büroangestellte auf das Wochenende freuen, wirbt WeWork mit einer Bürokultur, bei der sich die Mitglieder eher bei der Arbeit richtig zu Hause fühlen. Auf den Kaffeetassen steht "Always Do What You Love" – gemeint ist freilich die Arbeit im Unternehmen. Mittlerweile bietet WeWork seinen Großkunden auch an, die eigenen Firmenzentralen von WeWork-Mitarbeitern ausstatten und betreiben zu lassen.

Ein weiterer Schwerpunkt sind Startups und sogenannte Scaleups, die die Gründungsphase bereits hinter sich haben und nun ganz auf Wachstum angelegt sind. WeWork hat deshalb für Neugründer ein eigenes Programm aufgelegt, das den jungen Firmen nicht nur Büroraum bietet, sondern Zugriff auf ein internes Bildungsprogramm und ein Kontakte-Netzwerk innerhalb von WeWork. Im Gegensatz zu anderen Inkubatoren verzichtet WeWork dabei darauf, sich in Firmenanteilen bezahlen zu lassen.

Entspannen im Büro, nicht nur beim Kickern

(Bild: Torsten Kleinz / heise online)

Bereits vorher hat sich das Startup Finanzguru eingemietet, das bei der TV-Sendung "Die Höhle der Löwen" ein Investment von einer Million Euro gewonnen hatte. Geschäftsführer Benjamin Michel schätzt den Austausch mit anderen Gründern in Frankfurt: "Man leidet als Startups oft unter den gleichen Kinderkrankheiten", sagt der Gründer – beispielsweise, wenn es darum geht, Werksstudenten einzustellen oder Formalitäten richtig abzuwickeln. "Der Austausch ist in den vergangenen Monaten definitiv intensiver geworden.", sagt Michel.

Ob sich das WeWork-Modell auf Dauer durchsetzen kann oder ob einer der Konkurrenten die Oberhand gewinnt, wird sich zeigen. Derzeit baut der in New York gegründete Konzern vor allem auf Masse.

So hat das Unternehmen im vergangenen Jahr die Anzahl seiner Standorte in Deutschland von fünf auf zehn verdoppelt. Neun weitere Standorte sind bereits angekündigt, weitere im Gespräch. (jk)