Web-Riesen in China: Mehr Zensur als nötig

Eine Studie des kanadischen Citizen Lab deckt wenig Ăśbereinstimmungen zwischen Google, Yahoo und Microsoft beim Blockieren von Web-Inhalten in ihren chinesischen Angeboten auf.

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Um auf dem chinesischen Markt auftreten zu können, haben amerikanische Internet-Konzerne ihre jeweiligen lokalen Präsenzen so aufgebaut, dass sie den chinesischen Richtlinien in Sachen Web-Zensur entsprechen – so viel ist bereits bekannt. Eine neue unabhängige Analyse kommt nun aber zu dem Ergebnis, dass mehr zensiert wird, als eigentlich sein müsste. Das betrifft auch große Anbieter wie Google, Microsoft oder Yahoo, die unabhängig entscheiden können, was sie ihren chinesischen Nutzern präsentieren und was nicht.

Das Citizen Lab am Munk-Zentrum für internationale Studien der Universität Toronto hat herausgefunden, dass unterschiedliche Suchmaschinen sehr unterschiedliche Inhalte blockieren, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe. "Diese geringen Überschneidungen bedeuten, dass die Firmen selbst auswählen, welche Inhalte sie zensieren", sagt Nart Villeneuve, Senior Research Fellow am Citizen Lab, der die Studie verfasst hat. Das bedeute nicht, dass die Firmen von der chinesischen Regierung keine Vorgaben erhielten. Die Interpretation der örtlichen Gesetzeslage läge aber offenbar bei den Suchmaschinen selbst. Und das wiederum bringe die Möglichkeit ins Spiel, dass mehr Inhalte blockiert werden könnten, als strikt notwendig sei.

In der Untersuchung, die neben Google, Microsoft und Yahoo auch den örtlichen Anbieter Baidu durchleuchtete, verzeichnete Villeneuve 313 Websites, die von mindestens einer Suchmaschine während mindestens einer Versuchsreihe blockiert wurden. Allerdings ergab sich auch, dass nur 76 mindestens einmal von allen vier Anbietern zensiert wurden – und ganze acht von allen vier in jeder einzelnen Testreihe. Google hatte die geringste Durchschnittszahl zensierter Seiten mit 15,2 Prozent im Testfeld. Microsoft erreichte 15,7 Prozent, während Yahoo 20,8 Prozent und Baidu 26,4 Prozent der Angebote blockierten.

Ein weiteres von Villeneuve untersuchtes Merkmal war das Thema Transparenz – die Frage also, wie klar eine Suchmaschine dem Nutzer mitteilte, dass ein Ergebnis zensiert wurde. Er fand heraus, dass Google hier vorne lag, während sich Microsoft und Yahoo im Vergleich zu einem ähnlichen Test aus dem Jahr 2006 etwas undurchsichtiger zeigten. Obwohl Microsoft laut einer Stellungnahme betont, die Nutzer möglichst immer zu informieren, wenn etwas zensiert wird, fand Villeneuve heraus, dass dies nur bei Suchanfragen nach allgemeinen Schlüsselbegriffen erfolgte, nicht jedoch bei der Beschränkung einer Suche auf bestimmte Web-Angebote. Bei Yahoo liegt das Problem woanders: Jede Suche wird von einem Hinweis begleitet, sodass es schwer ist, herauszulesen, ob ein Angebot zensiert wurde oder einfach nicht im Index war.

Villeneuve forderte die Internet-Konzerne auf, künftig stärker zu kommunizieren, wie sie das Zensurproblem in China handhaben. "Das größere Problem ist, dass wir eben einfach nicht wissen, was sie dort genau tun. Die Suchmaschinen-Anbieter waren bislang öffentlich nicht bereit, sich dazu zu äußern." Eine gemeinsame Front der Anbieter könnte auch gegenüber dem chinesischen Staat helfen. Der scheint laut Villeneuve derzeit seine Vorgaben so vage wie möglich zu halten – wohl auch, um die Internet-Anbieter vorsichtiger zu machen, als das eigentlich sein müsste.

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(bsc)