Web Summit: Habeck warnt vor Missbrauch von Technik
Auf dem Web Summit in Lissabon macht Bundeswirtschaftsminister Habeck jungen Gründern Mut – und will insbesondere die Bedingungen für Gründerinnen verbessern.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat auf dem Web Summit junge Start-up Gründer ermutigt, die Zukunft aktiv mitzugestalten. "Es geht um Menschen", sagte Habeck am Dienstag bei seiner Keynote auf der Bühne der Altice Arena in Lissabon. "Als Gründer glaubt ihr an die Zukunft. Ihr könnt enorm viel bewirken."
Zugleich warnte Habeck vor dem möglichen Missbrauch von Technologie. "Infrastrukturen, Energie oder Technologien sind nicht neutral", mahnte der Wirtschaftsminister auch mit Blick auf soziale Medien. Sie könnten politisch missbraucht werden. "Liberale Demokratie und Freiheit sollte man nicht für selbstverständlich halten."
Demokratie in Gefahr
Der GrĂĽne sieht drei Gefahren fĂĽr die Demokratie. "Unsere Freiheit wird von auĂźen angegriffen", sagte Habeck mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Aber die Angriffe kommen auch von innen und gelten dem Raum fĂĽr eine demokratische Debatte." Die dritte groĂźe Herausforderung fĂĽr die Freiheit sei der Klimawandel.
Während sich Deutschland auf Neuwahlen vorbereitet, ist Habeck am Montag mit einer rein weiblichen Start-up-Delegation nach Portugal gereist. Neben dem Auftritt auf dem Web Summit am Dienstag stehen auch ein Treffen mit seinem portugiesischen Amtskollegen Pedro Reis und Gespräche mit deutschen Unternehmen auf dem Programm.
"Wir werden auf dem Web Summit ein starkes Zeichen für Gründerinnen und das deutsche und europäische Start-up-Ökosystem setzen", sagte Habeck vor dem Abflug nach Lissabon am Montag. Der niedrige Anteil von Frauen bei Unternehmensgründungen sei ein politisches Problem. "Das beginnt mit der Kinderbetreuung und endet nicht bei dem politischen oder dem gesellschaftlichen Verständnis, dass man auch als Frau ein Unternehmen leiten kann."
Förderung von jungen Firmen
Die Bundesregierung hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag die Förderung junger Firmen mit innovativen Produkten zum Ziel gesetzt und im Sommer 2022 eine Start-up-Strategie mit rund hundert Einzelmaßnahmen beschlossen. Habeck hatte sich dabei auch für die Erhöhung des Frauenanteils unter den Gründern und Gründerinnen starkgemacht.
Der "Web Summit" gehört mit rund 70.000 Teilnehmern zu den weltweit bedeutendsten Tech-Konferenzen und ist der wichtigste internationale Start-up-Treff in Europa. In diesem Jahr sind rund 150 junge Unternehmen aus Deutschland in Lissabon vertreten, davon stellen 100 am deutschen Gemeinschaftsstand "German Pavillon" aus.
Habeck hatte seinen Auftritt auf dem Web Summit bereits im vergangenen Jahr geplant, diesen aber kurzfristig abgesagt. Zuvor war der damalige portugiesische Regierungschef AntĂłnio Costa zurĂĽckgetreten. Auch eine Rolle spielte Debatte um Web-Summit-Chef Paddy Cosgrave, der wegen israelkritischer Bemerkungen zurĂĽckgetreten war. Inzwischen hat Cosgrave die Leitung der von ihm gegrĂĽndeten Konferenz wieder ĂĽbernommen.
(vbr)