Weg frei für große Frequenzauktion 2010

Mit der abschließenden Zustimmung der Präsidentenkammer der Bundesnetzagentur kann das Auktionsverfahren zur Vergabe neuer Frequenzen für Mobilfunkdienste eingeleitet werden. Chefregulierer Matthias Kurth rechnet mit einer Versteigerung im zweiten Quartal 2010.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 49 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Nach dem Votum des Beirats der Bundesnetzagentur hat am gestrigen Montagabend auch die Präsidentenkammer der Regulierungsbehörde grünes Licht für das geplante Frequenzvergabeverfahren gegeben. Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt der Bonner Behörde am 21. Oktober wird das Verfahren offiziell. Damit ist der Weg frei für die Versteigerung von insgesamt 360 MHz Spektrum für Mobilfunk- und Breitbanddienste. Das Frequenzpaket könne voraussichtlich im zweiten Quartal 2010 versteigert werden, sagte Chefregulierer Matthias Kurth am heutigen Dienstag in Bonn.

Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt beginnt die Bewerbungsfrist. Interessenten können sich bis zum 21. Januar für eine Teilnahme an der Versteigerung bewerben. Die Auktion stieß nach Angaben des Regulierers bereits im Vorfeld auf reges Interesse. Neben den üblichen Verdächtigen aus der Mobilfunkbranche seien darunter auch Neueinsteiger. "Bei uns sind viele Anfragen von Newcomern eingegangen, nicht nur von klassischen Mobilfunkbetreibern", sagte Kurth. Die Auktion böte Chancen für neue Geschäftsmodelle. Neben Kabelnetzbetreibern hätten auch mögliche Großhändler und reine Infrastrukturanbieter Interesse an den Frequenzen gezeigt.

Besonderes Interesse gilt dem insgesamt 60 MHz breiten Spektrum im Bereich um 800 MHz – der sogenannten "Digitalen Dividende". Die bislang hauptsächlich von Fernsehkanälen genutzten Frequenzen sollen nach der Digitalisierung der terrestrischen Fernsehausstrahlung umgewidmet und zur Breitbandanbindung ländlicher Regionen eingesetzt werden. Die Frequenzen im 800-Mhz-Bereich sind begehrt, weil sie sich dank größerer Reichweite für Mobilfunkdienste auf dem Land eignen. Netzbetreiber kommen mit weniger Antennen und damit Infrastrukturkosten aus.

Der Verteilungsmodus der "Digitalen Dividende" hatte die kleineren Netzbetreiber E-Plus und O2 auf die Barrikaden gebracht. Über die von der Regulierungsbehörde ohnehin vorgesehene Begrenzung hinaus fordern sie eine Beschränkung der Bietrechte für T-Mobile und Vodafone, die schon mehr Spektrum im begehrten Bereich unter 1 GHz haben als ihre kleineren Konkurrenten. Die Bundesnetzagentur erlaubt den D-Netz-Betreibern T-Mobile und Vodafone Gebote nur für je zwei der insgesamt sechs zur Auktion stehenden Blöcke von jeweils 2 × 5 MHz.

Den E-Netz-Betreibern E-Plus und O2, die jeweils für drei Blöcke bieten dürfen, ist das noch zu viel. Durch die Vergaberegelung werde das Ungleichgewicht bei der Frequenzausstattung gefestigt, mahnen sie. Im schlimmsten Fall, so die Rechnung, würden sich die großen Netzbetreiber zwei Drittel des begehrten Spektrums unter den Nagel reißen und die "Kleinen" gingen leer aus. E-Plus hat mehrfach bekräftigt, gegen die Vergabepraxis vor Gericht ziehen zu wollen.

Die Regulierungsbehörde erwartet jedoch keine größere Verzögerung durch eventuelle Klagen. Auch geben die Bonner zu Bedenken, dass der Ausgang der Versteigerung völlig offen sei. Man solle nicht so tun, als sei der Kuchen schon verteilt. Dass die Auktion auch Neueinsteigern offen steht, die sogar für vier der sechs Blöcke bieten können, übt zusätzlichen Druck auf E-Plus und O2 aus. Denn sollte tatsächlich ein Newcomer mit entsprechenden finanziellen Mitteln sich die begehrten Frequenzen sichern können, mischt er die lange mit sich selbst beschäftigte deutsche Netzbetreiberszene richtig auf. Zum Nachteil des Verbrauchers dürfte dies allerdings kaum sein. (vbr)