GPS-Jamming: Europas Kulturhauptstadt in Estland wird vorerst nicht angeflogen

Im östlichen Ostseeraum werden GPS-Signale seit Monaten gestört, die Luftfahrt lief trotzdem weitgehend ungestört. Für Tartu in Estland hat das aber nun Folgen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 178 Kommentare lesen
Flugzeug von Finnair auf Rollfeld

(Bild: Finnair/Tartu Airport)

Lesezeit: 2 Min.

Wegen der anhaltenden GPS-Störungen im östlichen Ostseeraum wird der Flughafen der zweitgrößten Stadt in Estland ab sofort und für einen Monat nicht mehr angeflogen. Das teilte die finnische Fluggesellschaft Finnair mit, die den Flughafen von Europas Kulturhauptstadt Tartu mit Helsinki verbunden hat. Damit wird der Flughafen Tartu vorerst stillgelegt, andere Verbindungen gibt es nicht. Laut Finnair mussten in der vergangenen Woche zwei Flugzeuge nach Helsinki zurückkehren, weil GPS-Interferenzen eine Landung in Tartu verhindert hätten. Dort ist man auf die Satellitennavigation angewiesen. Die Störungen seien in der Gegend "recht häufig" und die nächsten Wochen sollen genutzt werden, um alternative Methoden auszuarbeiten, mit denen eine sichere und problemlose Landung möglich ist.

Normalerweise würden GPS-Störungen keinen Einfluss auf Flugrouten oder Folgen für die Sicherheit haben, schreibt Finnair noch. Piloten und Pilotinnen seien sich der Folgen bewusst und könnten auf andere Systeme zurückgreifen, um ihre Position festzustellen. In Tartu müssen sie aber GPS nutzen, wenn sie unter 3000 Metern fliegen, ergänzt der Flughafen. Jetzt soll an alternativen Systemen gearbeitet werden, um Starts und Landungen bei gestörtem GPS-Signal zu ermöglichen. Geplant ist eine Wiederaufnahme des Flugbetriebs ab dem 31. Mai. Finnair hat Tartu erst seit einem Monat wieder angeflogen, vorher gab es seit Herbst 2022 keine Flugverbindungen von und in die wenige dutzend Kilometer von der russischen Grenze entfernte Stadt, die in diesem Jahr eine Kulturhauptstadt Europas ist.

Nicht nur im Ostseeraum werden seit Monaten großflächige GPS-Störungen beobachtet, offenbar handelt es sich um gezieltes Jamming der zugehörigen Signale. Über die Ursache wird spekuliert, verdächtigt wird vor allem Russland, das über die nötige Technik verfügt und damit versuchen könnte, Drohnenangriffe zu verhindern. Die militärische Fähigkeit, GPS-Signale in großem Umkreis zu stören, besitzen aber auch NATO-Einheiten. Finnair erklärt nun, dass Interferenzen vor allem im Gebiet um die russische Exklave Kaliningrad beobachtet würden, aber auch im Schwarzen und Kaspischen Meer sowie im östlichen Mittelmeer. Dort hat zuletzt Israel GPS-Signale stören lassen, um Angriffe zu erschweren.

(mho)