Weitere wichtige ITU-Posten vergeben

Nachdem mit Hamadoun Touré (Mali) bereits ein neuer Generalsekretär gewählt und der Chinese Houlin Zhao zu seinem Stellvertreter ernannt wurde, standen nun die Leitungen der ITU-Büros für Standardisierung, Entwicklung und Frequenzen zur Disposition.

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Von
  • Monika Ermert

Die Mitgliedsstaaten der International Telecommunication Union (ITU) haben auf ihrer alle vier Jahre stattfindenden Hauptkonferenz (Plenipotentiary Conference) über weitere wichtige Direktoren-Posten abgestimmt. Nachdem in der vergangenen Woche im türkischen Antalya mit Hamadoun Touré (Mali) bereits ein neuer Generalsekretär gewählt und der Chinese Houlin Zhao zu seinem Stellvertreter ernannt wurde, standen nun die Leitungen der ITU-Büros für Standardisierung, Entwicklung und Frequenzen zur Disposition.

Das Rennen um die künftige Leitung des Telecommunication Standardization Bureau (ITU-T) entschied der Brite Malcolm Johnson für sich. Der Beamte der britischen Regulierungsbehörde Ofcom wird Nachfolger von Houlin Zhao und ist der einzige Vertreter Europas in der neuen Führungsspitze der ITU. Zum neuen Direktor des Telecommunication Development Bureau (ITU-D) – und damit zum Nachfolger von Hamadoun Touré – wurde Sami S. Al-Basheer aus Saudi-Arabien gewählt, der als General Manager für internationale Angelegenheiten bei der saudischen "Communication and Information Technology Commission" arbeitet.

Der Russe Valery Timofeev wurde im ersten Wahlgang und einstimmig als Direktor des Radiocommunication Bureau (ITU-R) bestätigt. Der Aufstieg Zhaos zum Stellvertreter des ITU-Generalsekretärs wird von der Gemeinde der Internet-Entwickler unterdessen kritisch beäugt, seit dieser mehr Wettbewerb bei der Vergabe von IP-Adressen vorschlug und die ITU als mögliche IP-Adressvergabestelle ins Spiel gebracht hatte. Während die Wahl Tourés von einzelnen Beobachtern als möglicher Hinweis gewertet wurde, dass gerade die Entwicklungsländer das Thema Entwicklung auf der Agenda weiter oben sehen wollen, sorgte Zhao in den vergangenen Jahren für viel Wirbel in der hitzigen Debatte um DNS- und IP-Adressverwaltung.

Zwei Dinge kristallisierten sich bei den bisherigen Wahlgängen heraus: Alte ITU-Bekannte haben es bei der Postenvergabe leichter als Newcomer, und die Zeit für die Berufung einer Frau in ein ITU-Amt ist offenbar noch nicht reif. Sowohl die zur Generalsekretärs-Wahl angetretene Jordanierin Muna Nijem als auch die Marokkanerin Najat Rochdi, die sich für den Direktoren-Posten des ITU-D beworben hatte, zogen ihre Kandidaturen nach mageren Ergebnissen im ersten Wahlgang zurück. Über die inhaltliche Ausrichtung der Organisationen wird nun noch bis zum 24. November gestritten.

Unterschiedliche Auffassungen gibt es beispielsweise beim Thema Namensänderung der Union. "Wir bestehen nicht darauf, dass der Name geändert wird, aber die Entwicklung der ITU sollte deutlich werden", sagte der syrische ITU-Delegierte Nabil Kisrawi. Immerhin beschäftige sich die ITU schon seit längerem mit dem Thema Informationstechnologie, mit dem Next Generation Network (NGN) und den entsprechenden Endgeräten. Diese Realität gelte es in der Namensnennung oder doch zumindest in einer Fußnote zum Mandat der Union klar zu stellen. Die arabischen Länder plädieren dafür, die ITU in "International Telecommunication & Information Technology Union" umzubenennen. Die Gruppe der osteuropäischen Staaten (Regional Commonwealth of Countries, RCC) wollen den Begriff Telekommunikation durch "Infocommunication" ersetzen. (Monika Ermert) / (pmz)