Weiteres Reserve-Steinkohlekraftwerk soll wieder an den Markt – mit Befristung

Das Steinkohlekraftwerk von Uniper soll zunächst bis zum 30. April 2023 die Stromerzeugung unterstützen, das aber mit einigen Einschränkungen.

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Kraftwerk Heyden

(Bild: Uniper)

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Die Verstromung von Erdgas ist derzeit ein besonders teurer Spaß. Um Erdgas einzusparen, steht nun ein weiteres Steinkohlekraftwerk aus der Reserve vor einer Rückkehr an den Strommarkt. Der Betreiber ist der momentan eher als Gasimporteur bekannte Konzern Uniper.

Das Steinkohlekraftwerk Heyden 4 steht in Petershagen bei Minden, Nordrhein-Westfalen, an der Grenze zu Niedersachsen. Es soll ab dem 29. August 2022 bis voraussichtlich zum 30. April 2023 wieder Strom für den Markt produzieren. Der 875-Megawatt-Blocks werde im Rahmen des "Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes" eingesetzt, das der Sicherstellung der Energieversorgung Deutschlands in den kommenden Wintern dient, schreibt Uniper. Sollten die Fristen dieses Gesetzes verlängert werden, könne Heyden 4 ein weiteres Jahr im Markt bleiben.

Die von Russland gedrosselten Gaslieferungen zeichnen sich deutlich in der Grafik der Bundesnetzagentur ab.

(Bild: Bundesnetzagentur)

Der Konzern geht zunächst von einem eingeschränkten Betrieb aus, da die Schienentransportkapazitäten zum Standort momentan limitiert seien. Zudem hat das Unternehmen schon eine planmäßige Unterbrechung zwischen dem 23. Oktober und dem 23. November angekündigt, berichtet die dpa. Des Weiteren könne Uniper die Rückkehr an den Markt jederzeit mit einer Frist von vier Wochen widerrufen, erklärt das Unternehmen. Voraussetzung für den Einsatz ist außerdem mindestens die Aktivierung der Alarmstufe im Gasnotfallplan der Bundesregierung, was derzeit der Fall sei.

Das Kraftwerk habe seit Mitte 2021 als Reservekraftwerk gedient, in dieser Zeit aber nicht für den Markt produziert. Die Stromvermarktung wurde im Zuge des hauseigenen Dekarbonisierungsplans eingestellt, um etwa den Klimazielen der EU gerecht zu werden. Die Bundesnetzagentur hatte dem Kraftwerk zum 1. Juni 2021 bescheinigt, "systemrelevant" und damit notwendig für die sichere Versorgung der Region zu sein. Andernfalls hätte Uniper Heyden 4 laut eigener Aussage am 8. Juli 2021 endgültig stillgelegt. Mit einer Leistung von 875 Megawatt ist Heyden 4 laut Uniper eines der leistungsstärksten Kohlekraftwerke Deutschlands. Es ist seit 1987 in Betrieb.

Bereits zurückgekehrt ist das Kraftwerk Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln, das dem tschechischen Energiekonzern EPH gehört. Es ist das erste Steinkohlekraftwerk in Deutschland, das aus der Reserve wieder ans Netz ging – Anfang August. Auch das Essener Unternehmen Steag hatte angekündigt, Reserve-Steinkohlekraftwerke wieder an den Markt bringen zu wollen. Im Juli lag der Gasanteil an der Stromerzeugung laut Bundesnetzagentur bei noch 9,8 Prozent.

Die Verstromung von Erdgas ist schon 2020 und 2021 etwas zurückgegangen. Die jährlichen deutschen Erdgasimporte sind seit 1992 nahezu durchgängig gestiegen.

(Bild: Statistisches Bundesamt)

(kbe)