Welche Domain hätten's denn gern?

Nach New.net und BOroon locken noch mehr "alternative" Domain-Anbieter mit neuen Domains -- .sex und .god werden mit Massen-Spam beworben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 49 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Nach New.net und BOroon locken noch mehr "alternative" Domain-Anbieter mit neuen Domains. Aktuell wirbt das – laut Kleingedrucktem – in London ansässige TLD Networks Inc. mit massenweise Spam-Mails und dem folgenden Slogan: "Das ist die frische, neue und aufregende Webadresse, die die Welt im Sturm nehmen wird. Wer will schon .com sein, wenn er .sex sein kann?" Der Spaß ist nicht ganz billig, müssen Kunden doch immerhin 59 US-Dollar für ein Jahr Registrierung hinblättern, ohne Gewähr darauf, dass sie über diese Adresse für den Normaluser erreichbar sind.

Als nicht im offiziellen Rootserver-System der für das DNS verantwortlichen Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) eingetragene Top Level Domain ist der Adressbereich im Netz erst einmal nicht auffindbar. "Sie als Registrierender akzeptieren und verstehen, dass Sie auf eigene Kosten ein Update Ihrer DNS-Einstellungen über die offiziellen Rootserver-Systemeinstellungen hinaus vornehmen müssen, sofern Ihr Provider dot.sex nicht bereits aufführt," heißt es lapidar in den Geschäftsbedingungen auf www.dotsex.com.

Für 59 US-Dollar handeln sich potenzielle Kunden also zunächst einmal Arbeit ein und vor allem derzeit kaum die Aussicht, dass eine Domain wie call.sex von irgendeinem potenziellen Kunden überhaupt gefunden wird. Denn über ISP-Partner, die den Zugang zu der Pseudo-Registry ermöglichen, schweigt sich TLD Networks Inc. aus. Eine Stellungnahme vom Londoner Büro dazu war ebenfalls nicht zu bekommen. Dabei macht das Unternehmen neben der ".sex"-Offerte auch noch das Angebot, sein Heil unter ".god" zu suchen. "Gott verkauft sich", heißt es unter www.dotgod.com – übrigens für denselben Preis wie .sex.

Wahrscheinlich handele es sich um Betrug, urteilen selbst einige derjenigen, die ihr Glück für 59 US-Dollar mal versuchen wollten, wie der Webmaster des US-Unternehmens Reliable Hosting. Warum dennoch so viele Adressen wie have.sex oder my.god bei der Whois-Abfrage als registriert erscheinen, ist daher verwunderlich.

Gerade in den letzten Tagen hatte die Registrierstelle für de-Adressen, das DeNIC in Frankfurt, im Zusammenhang mit einem Grundsatzpapier der ICANN vor dem alternativen Adressgeschäft gewarnt. "Globale Erreichbarkeit, Stabilität, Eindeutigkeit und Verlässlichkeit des DNS sind die Voraussetzung dafür gewesen, dass sich das Internet zu dem universalen Kommunikations- und Informationsmedium entwickeln konnte, das es heute ist", ließ die DeNIC-Chefin Sabine Dolderer dazu verlauten und warnte vor den Konsequenzen der wilden "All-you-need-is-a-rootzone-Server"-Euphorie.

Dotsex und dotgod sind dabei nur ein weiteres Beispiel. Schon macht ein US-Unternehmen unter www.nameslinger.com ein wesentlich weitgehenderes Angebot. Jeder soll einfach selbst bestimmen, welche TLD er gerne haben möchte. www.heise.news soll da ebensowenig ein Problem sein wie www.news.heise. Bei Nameslinger werden die notwendigen Software-Update-Pakete gleich mitgeliefert. Wer will schon .sex sein, wenn er .heise sein kann? (Monika Ermert) / (jk)