Weltwetterorganisation: 2015 bis 2022 waren die wärmsten Jahre aller Zeiten

Die Coronavirus-Pandemie verursachte durch Lockdowns nur eine vorübergehende CO₂-Delle. Nun steigt der CO₂-Gehalt wieder an, schreibt die WMO.

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Temperaturabweichungen des Mittelwerts der Jahre 2018 bis 2022 gegenüber dem der Jahre 1981 bis 2010.

(Bild: WMO)

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Für die Klimawissenschaftler der Weltwetterorganisation WMO ist klar, dass die Menschheit in die falsche Richtung geht. Das resümieren sie, nachdem sie zusammen mit anderen Organisationen einen Bericht zur Lage des Weltklimas vorgelegt haben. Demnach waren die vergangenen sieben Jahre 2015 bis 2021 die wärmsten aller Zeiten. Der mittlere Temperaturdurchschnitt der Jahre 2018 bis 2022 werde auf 1,17 ± 0,13 °C über dem Durchschnitt der vorindustriellen Jahre 1850 bis 1900 geschätzt. Dabei habe sich La-Niña-Ereignis 2021/2022 leicht kühlend ausgewirkt, aber nur vorübergehend.

Daten von allen Messstationen weltweit deuten laut WMO darauf hin, dass der CO₂-Gehalt in den Jahren 2021 und 2022 weiter anstieg. Ebenso steige der atmosphärische Gehalt an Methan (CH4) und Lachgas (N2O) weiter an. Die vorübergehende Reduzierung der CO₂-Emissionen im Jahr 2020 während der Coronavirus-Pandemie habe wenig Einfluss auf das Wachstum der atmosphärischen Konzentrationen gehabt.

2021 seien die fossilen CO₂-Emissionen auf das Niveau vor der Pandemie von 2019 zurückgekehrt, nachdem sie 2020 aufgrund von Lockdowns um 5,4 Prozent gesunken waren. Vorläufige Daten für die Monate Januar bis Mai 2022 zeigten, dass die globalen CO₂-Emissionen 1,2 Prozent über dem im selben Zeitraum im Jahr 2019 verzeichneten Niveau liegen. Der Anstieg werde angetrieben vor allem von den USA, Indien und den meisten europäischen Ländern.

Die Zahl der wetter-, klima- und wasserbedingten Katastrophen sei in den vergangenen 50 Jahren um das Fünffache gestiegen und habe täglich Schäden in Höhe von 202 Millionen US-Dollar verursacht. Die Beweise dafür, dass solche Extreme mit einem von Menschen verursachten Klimawandel zusammenhängen, mehrten sich dank Fortschritten der Attributionswissenschaft, schreibt die WMO.

Insbesondere zu den sogenannten Kipppunkten sei weitere Forschung vonnöten. Dazu zählen die abschmelzenden Polareisdecken auf Grönland und der Antarktis oder das Austrocknen des Amazons-Regenwalds. Ein wichtiger Klimafaktor sei die Atlantic Meridional Overturning Circulation, der Golfstrom. Die kombinierten Auswirkungen höherer Temperaturen und Luftfeuchtigkeit in einigen Regionen könnten in den nächsten Jahrzehnten so gefährlich werden, dass menschliche Arbeit im Freien ohne technische Hilfe nicht mehr möglich sei.

Die Organisation prognostiziert in dem Bericht United in Science 2022 , dass die jährliche mittlere globale oberflächennahe Temperatur für jedes Jahr von 2022 bis 2026 zwischen 1,1 °C und 1,7 °C höher sein wird als in der vorindustriellen Zeit. Das Niveau des Pariser Abkommens von 1,5 °C bezieht sich auf eine langfristige Erwärmung. Die WMO aber erwartet, dass einzelne Jahre über 1,5 °C mit zunehmender Regelmäßigkeit auftreten werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die jährliche mittlere globale oberflächennahe Temperatur für mindestens eines der nächsten fünf Jahre vorübergehend 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau liegt, betrage 48 Prozent; diese steige mit der Zeit.

Daher müssten verstärkt Anstrengungen unternommen werden, damit die Ziele des Pariser Abkommens nicht außer Reichweite geraten. Zwar gebe es in einigen Ländern neue Zusagen, den Treibhausgasausstoß stärker zu mindern, sie reichten aber nicht aus, meint die WMO. Die Zusagen müssten viermal höher sein, um die Erderwärmung auf 2 °C zu begrenzen und für 1,5 °C siebenmal so hoch wie bisher.

(anw)