WhatsApp wird in Indien zum Online-Shop

Mit dem Startwort "Hi" können WhatsApp-Nutzerinnen und Nutzer in Indien direkt ihre Supermarktbestellung aufgeben. Die ist sogar Ende-zu-Ende-verschlüsselt.

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(Bild: Meta)

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Brot, Klick, Reis, Klick, Mandeln, brauchen wir noch Mandeln? Ja. Klick. Und nie wieder der Moment an der Kasse, in dem die Kassiererin ihre Kollegin fragt, was etwa die Kondome kosten. Denn: In Indien kann jetzt Ende-zu-Ende-verschlüsselt eingekauft werden – via WhatsApp. Der gesamte Ablauf findet in der App statt. Nur die Auslieferung, die ist nicht digital.

In Indien wird WhatsApp schon lange anders und vor allem auch noch viel mehr genutzt als in Europa. Die Kooperation mit dem JioMart, so heißt die Supermarktkette, ist eine logische Konsequenz dessen, was Facebook versucht dort aufzubauen: eine Anwendung für alles. Der Regierung gefällt das nicht immer, sie versucht immer wieder, den Einfluss zu begrenzen.

Direkt im Messenger findet sich ein Katalog mit allen Waren des Supermarktes und speziellen Angeboten. Mehr als 50.000 Produkte sollen es sein, heißt es in der Ankündigung, unterteilt in Kategorien von Obst über Putzmittel bis Bücher. Nachdem die Nutzerschaft alle gewünschten Waren ausgewählt hat, landet sie wieder im bekannten Chatfenster und kann dort ebenfalls per Klick bezahlen. Die Lieferung geht zum ausgewählten Zeitpunkt raus, die Adresse teilt der Nutzer mit.

Freilich müssen die Shopper auch ihre Bankdaten bei WhatsApp hinterlegen. Das haben in Indien allerdings eh sehr viele Menschen. Dort lassen sich kleinere Beträge über den Messenger versenden, sogar Kredite können über Facebook aufgenommen werden. Nach ersten Schwierigkeiten, WhatsApp Pay in Indien einzuführen, half Facebook der Kauf eines Anteils am Unternehmen Reliance Jio – 5,7 Milliarden Euro später durfte das Bezahlsystem an den Start gehen. Zu diesem gehört auch der JioMart.

Mark Zuckerberg hält Shopping im Messenger für ein "go to", er schreibt in einem Facebookbeitrag, dass Chat-basierte Erlebnisse wie dieses in den kommenden Jahren der Weg sein werden, wie Unternehmen und Menschen kommunizieren. Zudem heißt es in dem Blogbeitrag von Meta, die Kooperation werde Indiens digitale Transformation beschleunigen und "es Menschen und Unternehmen aller Größen ermöglichen, auf eine neue Art und Weise in Verbindung zu treten".

Die Kooperation lässt sich allerdings auch kritisch sehen: Meta wird die Finanzinformationen mindestens insoweit einsehen können, als sie um Geschäftsbeziehungen wissen. Reliance bietet auch Apps für die Landwirtschaft an. Die Zusammenführung dieser Unternehmen bietet Potenzial, den Markt zu beeinflussen.

Nicht nur in Sachen Ernährung ist die indische Regierung bemüht, Facebooks Einfluss zu begrenzen. Auch wurden dort Vorwürfe laut, das Unternehmen tue nicht genug, um Hass und Falschinformation zu unterbinden. Es soll wegen der Verbreitung solcher Inhalte in Indien zu Lynchmorden gekommen sein.

Nachdem vergangenes Jahr Betreiber sozialer Netzwerke verpflichtet worden sind, Behörden auf Anfrage den Urheber einer geteilten Nachricht mitzuteilen, klagte wiederum WhatsApp. Der Messenger ist generell Ende-zu-Ende-verschlüsselt und kann entsprechend solche Informationen nicht weiterreichen.

(emw)