Wikileaks-Sprecher: US-Großbank wird nächstes Ziel

"Man kann es das Ökosystem der Korruption nennen", meinte Julian Assange zu Dokumenten über das Verhalten von Banken auf Managementebene, die Anfang nächsten Jahres veröffentlicht werden sollen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 530 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Gerade hat Wikileaks mit der Veröffentlichung vertraulicher Depeschen von US-Diplomaten weltweit für Schlagzeilen gesorgt, da plant die Internetplattform wohl schon den nächsten Coup: Anfang nächsten Jahres solle eine amerikanische Großbank zum Ziel werden, sagte Gründer Julian Assange in einem Interview des US-Magazins Forbes. "Es geht um zehntausende oder hunderttausende Dokumente, je nach Definition." Es handle sich dabei um ein "Megaleak".

Die geplante Offenlegung des Materials eröffne "wahre und repräsentative Einsichten, wie sich Banken auf der Managementebene verhalten", so der Wikileak-Gründer weiter. "Man kann es das Ökosystem der Korruption nennen." Die Folge der Veröffentlichung dürften "vermutlich Untersuchungen und Reformen sein". Die Dokumente enthüllten "ungeheuerliche Übertretungen" und "unethische Praktiken". Gegenstand des Materials seien aber auch "die unterstützenden Entscheidungsstrukturen und die interne Ethik des Managements".

Der Australier verglich in dem Interview die anstehende Veröffentlichung mit den E-Mails, die im Zusammenhang mit dem Enron- Unternehmensskandal ans Licht kamen. Der einst zehntgrößte US-Konzern hatte 2001 nach einem Bilanzbetrug Insolvenzantrag gestellt – Auftakt einer ganzen Reihe von Betrugsfällen, die die US-Wirtschaft in den folgenden beiden Jahren erschütterten. Assange betonte jedoch, dass noch unklar sei, ob es sich hier um kriminelle Vorgänge handele. "Ich kann nur sagen, dass es klar um unethische Praktiken geht." Man sei sehr vorsichtig damit, Leute als kriminell zu etikettieren, bis man sehr sicher sei.

Sich selber nennt der Wikileaks-Gründer einen Freund freier Märkte. "Ich sehe den Kapitalismus mit gemischten Gefühlen, aber ich liebe Märkte", sagte er zu "Forbes". "Wikileaks ist entworfen, den Kapitalismus freier und ethischer zu gestalten." Zu dem Wikileaks insgesamt vorliegenden Material sagte Assange: "Wir haben zuviel". Konkrete Mengenangaben machte er allerdings nicht. Etwa die Hälfte davon betreffe Unternehmen. "Wir sind in einer Position, in der wir Rangfolgen einrichten müssen und der Stoff mit der größten Wirkung zuerst veröffentlicht wird." (jk)