Windkraftanlagen-Ausbau kommt nicht recht in Schwung

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Eine Baugenehmigung erhielten bis Ende Juni 289 Windturbinen mit zusammen 1168 MW Leistung – die meisten in Schleswig-Holstein. Auch diese Zahlen sind gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 deutlich gestiegen. Dennoch liegt die Zahl der neu genehmigten Anlagen laut Fachagentur um 60 Prozent unter den durchschnittlichen Genehmigungen der "guten" Ausbaujahre 2014 bis 2016.

Im ersten Halbjahr war noch kein Trend zu stark steigenden Stilllegungszahlen erkennbar. Das könnte noch passieren, denn 2021 läuft nach 20 Jahren die feste Einspeisevergütung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) für die ersten Windenergieanlagen aus. Über die milliardenschwere EEG-Umlage, die auf die Stromrechnung aufgeschlagen wird, finanzieren privaten Verbraucher und die meisten Unternehmen den Betrieb von Ökostrom-Anlagen mit. Derzeit liegt die Umlage bei 6,76 Cent pro kWh. Im kommenden Jahr wird sie erstmals über einen Zuschuss aus Steuergeldern bei 6,5 Cent gedeckelt, 2022 dann bei 6,0 Cent. Das soll den Strompreis entlasten.

Die Zahlen dürften die Debatte über den Ausbau der erneuerbaren Energien anheizen. Bis 2030 soll der Ökostrom-Anteil auf 65 Prozent steigen, und das bei deutlich mehr Elektroautos auf der Straße. Die Windenergiebranche hält einen Zubau von rund 5000 MW pro Jahr nötig, um das Ziel zu erreichen.

2019 lag der Ökostrom-Anteil in Deutschland bei mehr als 42 Prozent. Im ersten Quartal 2020 kletterte er zwar auf mehr als 50 Prozent, das war aber auch dem geringeren Stromverbrauch geschuldet – denn die Corona-Krise bremste die Wirtschaft aus. Um den Ausbau auf 65 Prozent zu schaffen, will Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nach der Sommerpause eine Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes vorlegen. Geplant ist auch ein regelmäßiges Monitoring, um schnell nachsteuern zu können, falls die Branche nicht auf Kurs ist. Zudem sollen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie juristische Auseinandersetzungen beschleunigt werden. Gemeinden und ihre Bewohner sollen künftig finanziell etwas davon haben, wenn bei ihnen Windräder gebaut werden – davon erhofft die Politik sich mehr Akzeptanz.

(anw)