Winzer findet Mammutknochen im Keller: Ausgrabungsteam sieht Sensationsfund
Die Knochen von gleich drei Mammuts hat ein Winzer beim Umbau seines Weinkellers gefunden. Das archäologische Team schätzt den Fund auf bis zu 40.000 Jahre.
Die Knochen von gleich drei Mammuts hat ein niederösterreichischer Winzer beim Umbau seines Weinkellers entdeckt. Die Knochen sollen 30.000 bis 40.000 Jahre alt sein. Eine archäologische Sensation, sagt das Forschungsteam der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), das die Knochen birgt – und der "bedeutendste Fund dieser Art seit mehr als 100 Jahren".
Eigentlich wollte der Winzer Andreas Pernerstorfer seinen Weinkeller im niederösterreichischen Gobelsburg im Bezirk Krems umbauen. Das Projekt ist nun erst einmal auf Eis gelegt. Denn er machte einen Sensationsfund: steinzeitliche Mammutknochen von mindestens drei Tieren. "Eine so dichte Knochenlage ist selten", sagt die Leiterin der Ausgrabung Hannah Parow-Souchon vom ÖAW. Seit Anfang Mai haben die Archäologinnen und Archäologen eine Schicht übereinander liegender Mammutknochen freigelegt. "Aktuell haben wir 14 Tage in dem Keller gegraben und die Grabung erst mal bis zum Sommer eingestellt, dann werden noch ein paar Wochen mehr folgen", sagt Parow-Souchon auf Nachfrage von heise online. "Wie viele genau werden wir dann noch entscheiden."
FrĂĽhere Funde gingen teils an Seifenfabrik
Bereits vor 150 Jahren seien im angrenzenden Weinkeller Feuersteinartefakte, Schmuckfossilien und Holzkohle, die auf 30.000 bis 40.000 Jahre geschätzt wurden, zum Vorschein gekommen. Nach der Vermutung des Grabungsteams gehören beide Fundstellen zusammen.
"Es ist das erste Mal, dass wir so etwas in Österreich mit modernen Mitteln untersuchen können – eine einzigartige Chance für die Forschung", sagt Parow-Souchon laut einer Mitteilung des ÖAW. Vergleichbare Fundstellen in Österreich und im angrenzenden Ausland seien vor mindestens 100 Jahren entdeckt worden und für die moderne Forschung verloren, da sie nicht oder nur in Teilen aufgehoben worden seien. Auch seien die Funde nur selten in ihrer Flächenverteilung kartiert worden. Entsprechend könnten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen heute keine Schlüsse mehr über die Lage der Objekte ziehen oder um welche Objekte es sich genau handelte. "Ich kenne den Fall einer Fundstelle, deren zahlreiche Mammutknochen an eine Seifenfabrik gegeben wurden", berichtet die Archäologin.
Das ist bei den Weinkeller-Knochen nun anders. Mithilfe von Tachymeter, Feldrechnern und Kartierungssoftware dokumentiert das Team die Fundstelle. Außerdem fertigte es eine 3D-Variante der Funde an. Die Knochen selbst gingen nun erst einmal ans Naturhistorische Museum in Wien, das sie fertig freilege, konserviere und restauriere, erklärt Parow-Souchon heise online. "Sobald das erledigt ist, können sie untersucht werden, zum Beispiel auf Schnittspuren, DNA oder Abnutzungsspuren an den Zähnen. Was genau möglich ist, entscheidet sich dann im Labor."
Fundort war möglicherweise eine Falle
Dass an der Fundstelle Knochen von gleich drei Mammuts liegen, erklärt sich die Archäologin durch ein Jagd-Szenario: "Der Fundort könnte der Ort des Todes der Tiere sein. Menschen könnten ihnen dort eine Falle gestellt haben", heißt es in der Mitteilung. Wie die Menschen die riesigen Dickhäuter damals jagen konnten, sei eine bisher noch nicht ausreichend geklärte Frage.
Das Vorhaben des Start-ups Colossal Biosciences, Mammuts künstlich wiederzubeleben beziehungsweise nachzuzüchten, helfe zumindest dem archäologischen Team in seiner Arbeit nicht weiter. "Wir beschäftigen uns mit den Überresten vorgeschichtlicher Menschen und deren Verhältnis zu den Tieren", sagt Parow-Souchon. Sie denkt nicht, dass ein einzelnes wiedererwecktes Mammut neue Schlüsse ermögliche. Dafür müsste man eine ganze Herde in ihrer natürlichen Umgebung studieren können und die natürliche Umgebung gibt es ja seit dem Ende der Eiszeit nicht mehr und die ist auch nicht reproduzierbar", so die Archäologin. "Die ganze Angelegenheit wirft natürlich auch zahlreiche ungeklärte ethische und logistische Fragen auf."
Der Umbau des Weinkellers liegt nun eine Weile brach. Dieser sei aber schon seit den 1970er-Jahren nicht mehr zur Weinherstellung im Einsatz, sondern eher ein historisches Gewölbe, sagt Parow-Souchon. Entsprechend entspannt sei auch sein Besitzer, der den Umbau im Zweifel dann im nächsten Jahr abschließe.
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(are)