"Wir sind frei" – Correctiv bringt deutsch-türkisches Medium "Özgürüz" online

"Özgürüz" richtet sich an Leser in Deutschland und in der Türkei, auf Deutsch und auf Türkisch. Mit von der Partie ist Can Dündar, der frühere "Cumhuriyet"-Chefredakteur.

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"Wir sind frei" – Correctiv bringt deutsche-türkisches Medium "Özgürüz" online

(Bild: ozguruz.org)

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Von
  • dpa

Die zweisprachige journalistische Plattform "Özgürüz" ist online. Für das Projekt mit Texten auf Deutsch und Türkisch arbeitet das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv – das auch für Facebook künftig gegen sogenannte Fake News vorgehen soll – mit den türkischen Journalisten Can Dündar und Hayko Bagdat zusammen. "Özgürüz" heißt übersetzt "Wir sind frei". Das Online-Medium soll nach Angaben der Initiatoren unter anderem über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und über Korruption in der Türkei berichten. "Wir wollen die Menschen in der Türkei informieren und die Menschen in Deutschland über die Verhältnisse aufklären."

Das vergangene Jahr sei für ihn das schlimmste überhaupt gewesen, sagte Dündar, Ex-Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet, am Montagabend in Berlin. Er habe seine Zeitung verlassen müssen, seine Familie, sein Haus. "Nun wollen wir ein neues, freies Medium aufbauen. Ich hoffe, diese Plattform ermöglicht es uns, ungehindert unsere Arbeit zu tun."

Hayko Bağdat, der wie Dündar im Exil in Deutschland lebt, hat für verschiedene Medien gearbeitet, darunter die Tageszeitung Taraf und das Online-Portal "Diken". "Wir glauben an die Wahrheit", sagte er. "Ich bin überzeugt, dass die Wahrheit die Kraft haben wird, das Böse zu besiegen."

Der Starttermin ist kein Zufall: Der 24. Januar ist der Todestag von Uğur Mumcu, der 1993 erschossen wurde. Der Investigativreporter arbeitete ebenfalls für "Cumhuriyet", allerdings lange, bevor Dündar zu der Zeitung kam.

"Die Idee, ein solches Online-Medium zu machen, hatte Correctiv schon vergangenen Sommer", sagte Chefredakteur Markus Grill am Montagabend. Grill ist jetzt für die deutschsprachigen Inhalte verantwortlich. Die Texte in beiden Sprachen seien nicht gleichen Inhalts, sie sollen auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Lesergruppen abgestimmt werden, sagte er. Noch sucht Correctiv Unterstützer, um das Projekt langfristig zu sichern. "Das Problem ist wie immer Geld", so Correctiv-Geschäftsführer David Schraven.

Bereits am vergangenen Donnerstag hatte die in Berlin erscheinende tageszeitung das deutsch-türkische Internetportal taz.gazete ans Netz gebracht. Dort sollen wöchentlich fünf Beiträge in türkischer und deutscher Sprache erscheinen. Das Portal ist ebenfalls eine Reaktion auf die Politik des türkischen Staatspräsidenten. Die taz-Redakteurin und Projektleiterin Fatma Aydemir erklärte zum Start: "Während das autoritäre türkische Regime ein Medium nach dem anderen ausschaltet, geben wir ein neues, freies und unabhängiges Medium heraus."

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(anw)