Wirbel um mögliche Microsoft-Aufspaltung

Mit einer Lawine von zum Teil widersprüchlichen Berichten reagieren die US-Medien auf die angeblich geplante Aufspaltung des Microsoft-Konzerns.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Mit einer Lawine von zum Teil widersprüchlichen Berichten reagieren die US-Medien auf die angeblich geplante Aufspaltung des Microsoft-Konzerns. Die Zeitung USA Today hatte gestern unter Berufung auf nicht näher genannte Informanten gemeldet, dass sich die Anwälte des US-Justizministeriums auf ein entsprechendes Strafmaß geeinigt haben. Wenige Stunden nach USA Today konterte die Web-Site von MSNBC mit einem teilweisen Dementi des Ministeriums: Der Artikel gebe die Position des Ministerium nur "sehr ungenau wieder", erklärte eine Sprecherin der Justizbehörde.

Die Washington Post will erfahren haben, dass die Kläger den Software-Riesen außergerichtlich zu einer Spaltung auf freiwilliger Basis auffordern wollen. Die harte Haltung der Kontrahenten in den außergerichtlichen Einigungsverhandlungen lässt es aber wenig wahrscheinlich erscheinen, dass Redmond für eine freiwillige Teilung gewonnen werden kann. Nach einem Bericht des Wall Street Journal haben Vertreter von Microsoft und des Justizministeriums sich zwar mit einem Vermittler getroffen, zu direkten Verhandlungen sei es aber im Verlauf der letzten Wochen nicht gekommen.

Auffällig an der Berichterstattung in den US-Medien ist, dass sich nahezu alle Publikationen auf gut unterrichtete Kreise aus dem Justizministerium berufen. Dies ließe sich auch als Inszenierung deuten, in der Washington dem Microsoft-Konzern auf dem Weg gezielter Indiskretionen die juristischen Folterinstrumente zeigt. Ob sich Bill Gates auf diese Weise weichkochen lässt, ist fraglich. Vorerst spielen die Redmonder noch auf Zeit. Offensichtlich spekulieren sie darauf, dass die Teilung eines Zugpferds der US-Wirtschaft auf politischen Widerstand stößt.

Durch den entschiedenen Widerstand gegen die Pläne des US-Justizministeriums lässt Microsoft sich möglicherweise eine Chance entgehen: Die Analytiker der International Data Corporation (IDC) argumentieren, dass sich eine Aufspaltung durchaus postiv auf das Unternehmen auswirken könnte. Eine aus dem Gesamtkonzern gelöste Anwendungssoftware-Firma könnte beispielsweise, befreit aus dem "Würgegriff der NT-basierterten Plattformen", auch Programme für andere Betriebssysteme entwickeln. (wst)