Wirtschaftsnobelpreis für ein besseres Verständnis der Wohlstandunterschiede

Warum weisen Nationen einen unterschiedlichen Wohlstand auf? Forscher, die an dieser Frage arbeiten, bekommen den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis.

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Die Nobelpreisträger gezeichnet.

Daron Acemoglu, Simon Johnson und James A. Robinson

(Bild: Niklas Elmehed / Nobel Prize Outreach)

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Der diesjährige Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften geht an Daron Acemoglu und Simon Johnson vom Massachusetts Institute of Technology sowie an James A. Robinson von der University of Chicago zu gleichen Teilen. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekannt.

Die auch Wirtschaftsnobelpreis genannte Auszeichnung erhalten die Wissenschaftler für ihre Erkenntnisse zum Unterschied des Wohlstands zwischen Nationen. Sie haben beispielsweise aufgezeigt, warum Gesellschaften mit mangelhafter Rechtsstaatlichkeit und Institutionen, die die Bevölkerung ausbeuten, wirtschaftlich nicht wachsen – vor allem als Ergebnis der Kolonialisierung durch die Europäer.

Als Europäer große Teile der Welt kolonisierten, hätten sich die Institutionen in den kolonisierten Gesellschaften geändert – manchmal dramatisch, aber nicht überall gleichermaßen, erläutert die Akademie. An einigen Orten ging es darum, die einheimische Bevölkerung auszubeuten und Ressourcen zum Wohle der Kolonisatoren zu gewinnen. In anderen setzten die Kolonisatoren integrative politische und wirtschaftliche Systeme ein.

Die Preisträger haben nach Ansicht der Akademie gezeigt, dass die gesellschaftlichen Institutionen eine Erklärung für die Unterschiede im Wohlstand der Länder sind, die während der Kolonialisierung eingeführt wurden. Inklusive Institutionen wurden oft in Ländern eingeführt, die arm waren, als sie kolonisiert wurden, was im Laufe der Zeit zu einer allgemein wohlhabenden Bevölkerung führte. Dies sei ein wichtiger Grund dafür, warum frühere Kolonien, die einst reich waren, heute arm sind und umgekehrt.

Im vergangenen Jahr bekam den Preis die US-amerikanische Volkswirtschafts-Professorin Claudia Goldin. Ausgezeichnet wurde sie für den ersten umfassenden Bericht über das Einkommen und die Erwerbsbeteiligung von Frauen über die Jahrhunderte. Ihre Forschung zeige die Ursachen des Wandels sowie die Hauptquellen der verbleibenden geschlechtsspezifischen Kluft auf.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wird seit Ende der 1960er-Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Dennoch wird er ebenso wie die weiteren Nobelpreise an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, feierlich überreicht. Er ist mit umgerechnet 970.000 Euro dotiert.

(anw)