Yahoo öffnet sich

Auf der Web 2.0 Expo hat Chief Technical Officer Ari Balogh die Grundzüge der Yahoo Open Strategy vorgestellt, die im Verlauf des Jahres zu einer völligen Umgestaltung der Yahoo-Portale führen soll

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 16 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Mit einer radikalen Öffnung will sich Yahoo gleichsam neu erfinden. Auf der Web 2.0 Expo stellte Yahoos Chief Technical Officer (CTO) Ari Balogh am Donnerstag die Grundzüge von Yahoo Open Strategy (kurz: Y!OS) vor, die im Laufe des Jahres zu einer völligen Umgestaltung der Portale Yahoos führen soll. "Wir werden nicht einfach ein weiteres soziales Netzwerk bauen.", versicherte Balogh in San Francisco. Stattdessen plane der Plattform-Anbieter sein komplettes Angebot "neu zu verdrahten und damit sozialer zu machen".

Yahoo will seine Kern-Services mehr miteinander verknüpfen. So sollen alle bei Yahoo angesiedelten Dienstleistungen angeglichen werden, von der Yahoo-Suche bis zu dem Foto-Portal Flickr. Eine zentrale Rolle wird die Webmail-Applikation von Yahoo einnehmen, die es ermöglichen soll, soziale Beziehungen zwischen verschiedenen Nutzern abzubilden. So werden E-Mails nach Wichtigkeit und Kontext gruppiert, auf Wunsch blendet das Portal Karten und User-Bewertungen von Restaurants ein, in denen man sich verabreden kann. Geplant ist auch eine Art "Friend Feed", der Yahoo-Nutzer ähnlich wie bei Facebook über die Aktivitäten ihres Freundeskreises informiert.

Yahoo will diese Integration nicht auf die eigenen Services beschränken. Im Zuge der "Open Strategy" will sich der Portalbetreiber konsequent für Drittanbieter öffnen. So können Entwickler bereits jetzt eine Beta-Version des Yahoo Search Monkey ausprobieren, um ihre eigenen Services zu der Yahoo-Suche hinzuzufügen. Die Suchergebnisse und die Reihenfolge bleiben dabei unangetastet. Drittentwickler können aber Aussehen und Präsentation der Ergebnisse ändern und zusätzliche Informationen beimischen. Alternativ können sie in einer Sidebar Suchergebnisse von anderen Datenquellen einbinden.

Für die Umsetzung der ehrgeizigen Pläne setzt Yahoo auf die vom Konkurrenten Google initiierte Social-Networking-Initiative OpenSocial, der Yahoo erst vor wenigen Wochen offiziell beigetreten ist. Die API-Definitionen von OpenSocial ermöglichen es, Anwendungen von Drittanbietern einfach auf möglichst vielen Plattformen laufen zu lassen.

Wie der Branchendienst Techcrunch berichtet, macht Yahoo ernst mit der Offenheit. So soll es möglich sein, seine Kontakte im Yahoo-Adressbuch mit dem Online-Dienst Plaxo zu synchronisieren. Andere soziale Netzwerke schrecken vor einem solchen Abgleich zurück: So eröffnet die Übernahme von Adressdaten die Möglichkeit, mitsamt seinem Freundeskreis zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Davor muss Yahoo mit seinen viel genutzten Mail- und Chat-Services jedoch wenig Angst haben. Der Portalbetreiber verspricht, mit den Userdaten sorgsam umzugehen. Die im Portal abgelegten Daten sollen alleine mit Zustimmung des Nutzers zu anderen Service-Betreibern übertragen werden.

Mit dem Übernahmeangebot von Microsoft hängt die neue Yahoo-Strategie nicht zusammen – bereits im vergangenen Jahr hat der Konzern mit der Öffnung seiner Dienste begonnen. Einen genauen Zeitplan zur Umsetzung der neuen Strategie gibt es noch nicht. Der Search Monkey soll aber schon in den kommenden Wochen in die Freiheit entlassen werden, andere Services im Laufe des Jahres folgen. Die Konkurrenz schläft allerdings nicht: So arbeitet auch Google nach ersten Berichten eifrig daran, den eigenen Services eine soziale Komponente zu verpassen. (Torsten Kleinz) / (jo)