Saftige Preiserhöhungen bei Youtube Premium in vielen Ländern​

Youtube dreht vielerorts an der Preisschraube. Schweizer Familien dürfen fast 430 Euro im Jahr für Werbefreiheit zahlen. Ein Lehrbuchbeispiel für Marktmacht.​

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Handy, auf dem Youtube-Logo und -Schriftzug zu sehen sind; links und rechts davon liegt jeweils ein schwarzer, kabelloser In-Ohr-Kopfhörer

(Bild: Shutterstock.com/Chubo - my masterpiece)

Lesezeit: 3 Min.

Google hebt die Abo-Gebühren für das werbefreie Youtube Premium in weiteren Ländern deutlich an, teilweise um mehr als die Hälfte. Wer nicht zahlt, muss immer mehr Werbung erdulden, sogar in pausierten Youtube-Videos. Gleichzeitig erschwert der Dienst den Einsatz von Werbeblockern. Und weil es sonst nichts zu sehen gäbe, soll generative Künstliche Intelligenz (KI) mehr Videos hervorbringen.

In Deutschland und Österreich ist derzeit keine Preiserhöhung angekündigt, die gab es ja bereits im Herbst des Vorjahres. Ähnlich verhält es sich in der Türkei sowie in Nordamerika. Dafür langt Google jetzt in der Schweiz ordentlich zu: Das Familienabo (für maximal fünf sechs Nutzer) steigt von 24 auf 34 Franken pro Monat (rund 36 Euro), was im Jahr umgerechnet fast 430 Euro ausmacht. Für Einzelnutzer steigt der monatliche Preis von 16 auf 18 Franken (19 Euro).

Gleich 56 Prozent teurer wird es für schwedische Familien, wo statt 179 Kronen fortan 279 Kronen monatlich fällig werden (rund 25 Euro). Wie Reddit-Nutzer zusammengetragen haben, steigen die Familienpreise auch in Kolumbien, Norwegen und Singapur um mehr als die Hälfte, ebenso in Dänemark. Der dortige neue Familienpreis von 279 Kronen entspricht rund 35 Euro, der neue Einzelpreis von 139 Kronen rund 19 Euro. Die Wechselkurse werden bestimmen, ob Dänemark oder die Schweiz umgerechnet in Euro teurer sind.

Auch die Tarife für Einzelnutzerabonnements werden in den betroffenen Ländern höher, besonders in Norwegen (+42%). In den Euroländern Belgien, Irland, Italien und den Niederlanden verlangt Google nun ein respektive zwei Euro pro Monat mehr als in Deutschland und Österreich, wo ein Einzelabo 13 Euro und ein Familienabo 24 Euro kostet. In Indien sind die Preise schon im August um etwa ein Fünftel gestiegen, jetzt dreht Google die Preisschraube in mehreren anderen Ländern Asiens.

Zu den genannten Preisen können noch Aufschläge hinzukommen, wenn das Abonnement über Apples App Store abgeschlossen wurde. Google reicht einen Teil von Apples Gebühren an die Kunden weiter. Um die Auswirkungen einer eventuellen Kündigungswelle einzudämmen, lockt Youtube jetzt in mehr Ländern als bisher mit "Premium Lite". Das kostet in Deutschland und Österreich sechs Euro monatlich, umfasst weniger Funktionen und ist nicht werbefrei. "Weniger" Reklame lautet das vage Versprechen des Datenkonzerns.

Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht. Youtube hat offensichtlich so viel Marktmacht, dass es sich um etwaige Reaktionen von Mitbewerbern keine Sorgen machen muss. Eigentümer Google kann sowohl die Reklamepreise als auch die Abonnementtarife erhöhen, ohne sich vor Umsatzeinbußen zu fürchten.

Außerdem bekämpft der Konzern verstärkt Umgehungsmaßnahmen. Einerseits setzt Youtube Maßnahmen gegen Adblocker, andererseits kündigt Youtube Abonnements, die unter Vorspiegelung eines unzutreffenden Aufenthaltsortes abgeschlossen wurden. Da sich die Preise zwischen verschiedenen Ländern stark unterscheiden, ist das ein zunehmend verlockendes Sparmodell. Vergangene Woche hat das Unternehmen mit Youtube Create und Dream Screen neue KI-Werkzeuge für Videoproduktion vorgestellt. Grundsätzlich gilt bei Youtube eine Offenlegungspflicht für KI-generierte Inhalte, doch ist die Liste der Ausnahmen lang.

(ds)