Zahnärzte lehnen elektronische Gesundheitskarte ab

Das "Zahnärzteparlament", das die Interessen von 56.000 Vertragszahnärzten vertritt, sieht das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient und das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Patienten in Gefahr.

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Von
  • Detlef Borchers

Nach den Ärzten lehnen nun auch die Zahnärzte die elektronische Gesundheitskarte (eGK) in ihrer bisher vorgestellten Form ab. Die Vertreterversammlung der Kassenzahnärzlichen Bundesvereinigung (KZBV) verabschiedete eine entsprechende Resolution (PDF-Datei). Das "Zahnärzteparlament", das die Interessen von 56.000 Vertragszahnärzten vertritt, sieht nach dieser Resolution das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient und das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Patienten in Gefahr. Außerdem entstünde den Zahnärzten kein Nutzen, heißt es unter explizitem Verweis auf das Gutachten von Booz Allen Hamilton.

Als Konsequenz aus der Resolution lehnen die in der KZBV zusammengeschlossenen Zahnärzte die Teilnahme von Zahnärzten an den Testreihen in den verschiedenen Testregionen ab. Diese Entschließung hat allerdings keine Auswirkungen auf die laufenden und bald startenden eGK-Tests, da die Zahnärzte derzeit ohnehin von den Testmaßnahmen ausgeschlossen sind. Sie verschreiben untypisch wenige Rezepte und fallen damit aus der Testvorgabe, Erfahrungen mit dem Aufbringen von eRezepten auf der eGK zu sammeln.

Als Forderung an die Bundesregierung halten die Zahnärzte fest, dass die Sicherheit und Vertraulichkeit der Patientendaten stärker beachtet werden müsse. Datensammlungen dürften die Vertraulichkeit nicht gefährden. Außerdem fordern die Zahnärzte die Refinanzierung der Betriebs- und Investitionskosten. Nach den Richtlinien der Projektgesellschaft Gematik sollen Zahnärzte Kartenterminals neben dem Empfang auch in jedem Behandlungszimmer aufstellen.

Unterdessen hat der NAV-Virchow-Bund, der die eGK ebenfalls ablehnt, die niedergelassenen Ärzte in Wolfsburg dazu aufgerufen, den dort bald startenden 10.000er-Test zu boykottieren. Nach Angaben der Wolfsburger Nachrichten ist bislang noch kein Arzt diesem Boykott-Aufruf gefolgt.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't – Hintergrund mit Links zur aktuellen und bisherigen Berichterstattung über die elektronische Gesundheitskarte und die Reform des Gesundheitswesens:

(Detlef Borchers) / (jk)